Charité: Mehr als 40.000 Flüchtlinge in einem Jahr versorgt
Berlin – Ein Jahr nach dem Start der medizinischen Flüchtlingshilfe der Charité hat die Berliner Universitätsklinik nach eigenen Angaben mehr als 40.000 Flüchtlinge versorgt. Leicht sei es nicht immer gewesen, doch inzwischen habe sich die Lage entspannt, bilanzierte der Ärztliche Direktor, Ulrich Frei.
Vor einem Jahr hatten Ärzte und Pflegekräfte der Charité damit begonnen, neu eingetroffenen Flüchtlingen in zunächst zwei Notunterkünften mit einer medizinischen Erstversorgung zu helfen. Aus den zu Beginn zwei medizinisch betreuten Notunterkünften mit 200 freiwilligen Helfern sind zwischenzeitlich drei Anlaufstellen geworden, an denen sich 42 eigens für die Flüchtlingsversorgung eingestellte Mitarbeiter aus dem ärztlichen und pflegerischen Dienst um die Frauen, Männer und Kinder kümmern.
Über 25.000 Patienten konnten bisher mit akuten und chronischen Erkrankungen behandelt werden, außerdem fanden 5.500 Erstuntersuchungen von neu eingetroffenen Flüchtlingen am Ankunftszentrum Bundesallee statt. Dort startet täglich ein Shuttlebus der Charité, der bisher 8.700 Bewohner aus über 100 Flüchtlingsunterkünften zu Impfungen brachte. In zwei großen Aktionen im Januar und Juli wurden insgesamt 2.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge untersucht und geimpft, eine Voraussetzung für den Schulbesuch.
„Die häufigsten Erkrankungen, mit denen Patienten zu uns kommen, sind akute Atemwegsinfekte, Schmerzen und Verletzungen des Bewegungsapparates und Hauterkrankungen, aufgrund der hygienischen Umstände, denen die Geflüchteten teilweise wochenlang ausgesetzt waren“, erklärte Joachim Seybold, stellvertretender Ärztlicher Direktor. Doch auch mit schwerwiegenderen körperlichen und psychischen Erkrankungen werden die Experten konfrontiert. Nicht wenige Flüchtlinge litten an Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen, so Seybold.
Die seit Februar existierende zentrale Clearingstelle war der erste Anlaufpunkt für bisher 1.500 Erwachsene und Kinder mit psychiatrischen Erkrankungen oder Traumatisierungen. Hier wurden sie von einem multilingualen Team erfahrener Psychiater aus der Erwachsenen-, Kinder- und Jugendpsychiatrie untersucht.
Sandra Scheeres, Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft und Aufsichtsratsvorsitzende der Charité, dankte Ärzten, Pflegekräften und Klinikleitung für die geleistete Hilfe.
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