Hochschulen

Dopingforschung an der Universität Freiburg: Umfassende Aufklärung noch nicht in Sicht

  • Donnerstag, 30. Oktober 2014

Köln – Auch sieben Jahre nach Einrichtung einer Evaluierungskommission zur Unter­suchung der wissenschaftlichen Arbeit zur Sportmedizin an der Universität Freiburg ist keine umfassende Aufklärung in Sicht. Der mehrfach und zuletzt auf Ende Mai 2014 verschobene Abschlussbericht der Evaluierungskommission liegt bislang nicht vor. Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hatte sich mit der Vorsitzenden der Evaluierungskommission, Letizia Paoli, und dem Unviversitätsrektor Hans-Jochen Schiewer mehrfach auf einen gemeinsamen Fahrplan geeinigt, der aber nicht eingehalten wurde.

Paoli bemängelt Medienberichten zufolge, ein Teil der angeforderten Unterlagen werde nicht komplett zugänglich gemacht. Nun hat sich Wissenschaftsministerin Bauer wieder eingeschaltet und Paoli und  Schiewer zu einem gemeinsamen Gespräch im Dezember eingeladen. Bauer hält es für „zielführend, dass dieses Gespräch ohne Vorbedingungen und mit allen Beteiligten gemeinsam“ stattfindet, heißt es in der Einladung.

Hintergrund für die Einrichtung dieser Kommission waren Vorwürfe aus dem Jahr 2007, Sportmediziner der Universitätsklinik seien in Dopingpraktiken involviert gewesen. Anfang Juni 2007 war daraufhin eine Kommission eingerichtet worden, die Praktiken der Leis­tungs­steigerung untersuchte. Zwei Jahre später das Ergebnis: Am Institut für Sportmedizin der Universität Freiburg waren in den 90er Jahren bis mindestens 2006 unter anderem Radprofisportler des Teams Telekom und T-mobile systematisch gedopt worden.

Die Evaluierungskommission sollte nun die Frage der Qualität der Freiburger Sport­medizin über einen längeren Zeitraum untersuchen, darunter Plagiatverdacht bei wissenschaftlichen Arbeiten und ethische Aspekten der Forschung zur pharma­kologischen Leistungssteigerung in Abgrenzung zur Dopingforschung.

Die Evaluierungskommission hatte unter anderem Hinweise darauf gefunden, dass der ehemalige Leiter der Abteilung Sportmedizin, Hans-Hermann Dickhuth, seine Habilita­tionsschrift nicht nach den Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis angerfertigt hatte. Die Universität hat Dickhuth inzwischen die Habilitation aberkannt. Der Sportmediziner hat im September diesen Jahres seinen Einspruch dagegen zurückgenommen. Damit ist die Entscheidung der Universität rechtskräftig.

Disziplinarische Maßnahmen mit Folgen für die Ruhestandsbezüge gab es nicht. Seit seiner Berufung an die Universität Freiburg im Jahr 2002 habe Dickhuth seine Dienstpflichten als Professor einwandfrei erfüllt hat. Das Disziplinarverfahren wurde im September 2014 eingestellt. Dickhuth ist nun Ruhestandsbeamter und nach Auskunft der Universität weiterhin berechtigt, den Titel „Professor“ zu führen.

nsi

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