Förderung für Tübinger Forschung zu Gehirn-Computer-Schnittstellen
Tübingen – Den klinischen Einsatz von Gehirn-Computer-Schnittstellen untersucht eine Arbeitsgruppe um Surjo Soekadar vom Tübinger Universitätsklinikum. Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) fördert die Arbeit jetzt mit einem Starting Grant mit 1,5 Millionen Euro.
Bei der Arbeit geht es darum, elektrische, magnetische oder metabolische Hirnaktivität direkt in Steuersignale externer Geräte zu übersetzen, also Roboter, Computer oder Prothesen zu lenken.
Soekadar hatte in einer Studie 2016 gezeigt, dass Querschnittsgelähmte mit vollständiger Fingerlähmung ein hirngesteuertes Hand-Exoskelett, also eine Art tragbaren Roboter, in Alltagssituationen einsetzen können. Sie waren zum Beispiel in der Lage, selbstständig in einem Restaurant zu essen und zu trinken.
Dabei wies er auch nach, dass der regelmäßige Einsatz eines solchen Systems zu spezifischen Umbauvorgängen des Gehirns und Rückenmarks führen kann, die Erholungsprozesse nach Schlaganfall oder Rückenmarksverletzungen begünstigen.
Im Rahmen des ERC-Forschungsprojekts will Soekadar diese Technologie nun weiterentwickeln, um bestimmte Hirnfunktionen zu verbessern oder wiederherzustellen, die bei neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen gestört sind, beispielsweise bei Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen oder demenziellen Syndromen. „Dieser neue Ansatz wird die Lebensqualität Querschnittsgelähmter und Schlaganfallüberlebender in naher Zukunft deutlich verbessern“, erklärte Soekadar bereits 2016.
Der Mediziner leitet die Arbeitsgruppe angewandte Neurotechnologie an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums sowie am Institut für medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen.
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