Forscher sehen möglichen neuen Weg für eine Therapie der Huntington-Krankheit

Köln – Ein aus Pflanzen gewonnenes synthetisches Enzym – die Stromal Processing Peptidase (SPP) – könnte Proteinverklumpungen verhindern, die bei krankhaften Veränderungen in Modellen der Huntington-Krankheit auftreten. Das berichtet eine Arbeitsgruppe der Exzellenzcluster für Alternsforschung CECAD und für Pflanzenwissenschaften CEPLAS der Universität zu Köln in Nature Aging (2023, DOI: 10.1038/s43587-023-00502-1).
Die Forscher konzentrierten sich auf Polyglutamin (PolyQ)-Erkrankungen. Das sind neurodegenerative Erkrankungen, die durch mehrfache Wiederholungen von Glutaminaminosäuren in bestimmten Proteinen verursacht werden. Eine übermäßige Anzahl von PolyQ-Wiederholungen kann dazu führen, dass Proteine verklumpen, oder sich in schädlichen Proteinablagerungen ansammeln, was zu zellulärer Dysfunktion und zum Zelltod führt.
Bisher wurden neun PolyQ-Erkrankungen beim Menschen beschrieben, die noch immer unheilbar sind. Unter ihnen ist die Huntington-Krankheit eine Erbkrankheit, die zu einer umfassenden Schädigung des Gehirns führt und Denken, Verhalten, Emotionen und Bewegungen stört.
Pflanzen stellen Hunderte von Proteinen her, die PolyQ-Wiederholungen enthalten. Interessanterweise wurden laut der Arbeitsgruppe bisland aber keine Pathologien aufgrund dieser Faktoren gemeldet.
Die Forscher entdeckten, dass Chloroplasten, pflanzenspezifische Organellen, die die Photosynthese durchführen, der Grund dafür sind, dass die Pflanzen keine toxischen Proteinablagerungen aufweisen. „Im Gegensatz zum Menschen haben Pflanzen Chloroplasten, einen zusätzlichen Zelltyp von Organellen, der eine erweiterte molekulare Maschinerie zur Beseitigung toxischer Proteinaggregate bereitstellen könnte“, erläuterte Llamas.
In der Folge identifizierte das multidisziplinäre Team das Chloroplasten-Pflanzenprotein SPP als den Grund dafür, dass Pflanzen nicht von dem problematischen Proteinverklumpungen betroffen sind. Die Produktion des pflanzlichen SPP in Modellen der Huntington-Krankheit wie menschlichen kultivierten Zellen und Fadenwürmern reduzierte die Proteinverklumpungen und die Symptome der Krankheit.
„Wir waren erfreut zu beobachten, dass die Expression des pflanzlichen SPP-Proteins die Beweglichkeit von Caenorhabditis-Elegans-Würmern, die von Huntington betroffen sind, sogar in späteren Alterungsstadien verbesserte“, erläuterte Hyun Ju Lee aus dem Studienteam.
Die Ergebnisse eröffneten somit die Möglichkeit, SPP als mögliche Therapie für die Huntington-Krankheit zu testen, hieß es aus der Arbeitsgruppe.
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