Forscherteam sucht nach neuen Tuberkulose-Medikamenten

Köln – Wissenschaftler von mehr als 30 Organisationen aus 13 europäischen Ländern suchen im Rahmen des Projektes „European Regime Accelerator for Tuberculosis“ (ERA4TB) gemeinsam neue Ansätze zur Behandlung von Tuberkulose.
„Im Rahmen des Projekts geht die Forschung neue Wege bei der Entwicklung der Tuberkulosetherapie – der sequenzielle wird zugunsten eines parallelen Entwicklungspfades aufgegeben“, erläuterte Jan Rybniker, Oberarzt und Leiter des Infektiologischen Forschungslabors in der Klinik I für Innere Medizin der Uniklinik Köln.
Dieser parallele Weg ermögliche die gleichzeitige Untersuchung von mehr als einem Dutzend neuer potenziell wirksamer Wirkstoffe gegen die Infektion. Bislang sei die Entwicklung neuer Medikamente langsam: Der klinische Einsatz in der Behandlung der Patienten erfolge nacheinander mit jedem einzelnen Medikament.
Tuberkulose ist die am häufigsten zum Tode führende Infektionskrankheit weltweit. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben 2018 rund 1,6 Millionen Menschen an ihren Folgen. Die Standardbehandlung der Tuberkulose basiert auf einer Kombination von vier Medikamenten, die vor mehr als 60 Jahren entwickelt wurden. Sie dauert mindestens sechs Monate und kann aufgrund von Resistenzen bis zu zwei Jahre dauern.
„Die derzeit eingesetzten Medikamente sind nach heutigen Maßstäben nicht sehr effizient. Eine neue und schneller wirkende Behandlung ist erforderlich, um die Dauer der Therapie zu verkürzen und die Bedrohung durch arzneimittelresistente Stämme zu überwinden“, so Rybniker.
An der Uniklinik Köln überprüfen die Forscher im Rahmen des ERA4TB-Projekts, inwieweit die neuen Wirkstoffe Resistenzen in den Erregern erzeugen können und führen Studien zum Wirkmechanismus und der Wirksamkeit der Wirkstoffe in Zellkultur durch. Im Zentrum für Pharmakologie der Uniklinik Köln sind zudem klinische Phase-I-Studien geplant.
ERA4TB wird vom Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der EU und der europäischen Pharmaindustrie unter der Schirmherrschaft der gemeinsamen „Innovative Medicines Initiative“ gefördert. Es stehen insgesamt rund 200 Millionen Euro zur Verfügung.
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