Hochschulen

Gesundheitskompetenz der Deutschen gesunken

  • Mittwoch, 27. Januar 2021
/metamorworks, stock.adobe.com
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Bielefeld – Große Teile der Bevölkerung in Deutschland sind offenbar nicht ausreichend vorbereitet, um Gesundheitsrisiken richtig einzuschätzen. „Ein Vergleich unserer Erhebungen zwischen 2014 und 2020 zeigt, dass sich die Gesundheitskompetenz sogar noch verschlechtert hat“, sagte die Studienleiterin Doris Schaeffer vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld.

Zusammen mit Wissenschaftlern des Arbeitsbereiches Public Health der Hertie School in Berlin unter der Leitung von Klaus Hurrelmann werteten die Forscher Befragungsergebnisse von mehr als 2.000 Perso­nen im Alter ab 18 Jahren aus. Klagten 2014 etwa 54 Prozent der Befragten über große Schwierigkeiten, sich im unüberschaubaren Angebot von Gesundheitsinformationen zu orientieren, so waren es 2020 schon fast 60 Prozent.

„Der Grund für den Anstieg liegt nach den Angaben der Befragten in der Menge, Vielfalt und auch Wider­sprüch­lichkeit der Informationen“, erläuterte Schaeffer. Hinzu komme, dass Falsch- und Fehlinformatio­nen zu Gesundheitsthemen zugenommen hätten.

Drei Viertel der Befragten finden es laut der Untersuchung schwierig, Gesundheitsinformationen richtig einzuschätzen. Dabei spiele zunehmend die Frage eine Rolle, ob die Informationen durch kommerzielle Interessen geprägt und zuverlässig seien.

76 Prozent halten es beispielsweise für schwierig zu beur­teilen, ob Informationen zu Krankheiten in den Medien vertrauenswürdig seien. 61 Prozent der Befrag­ten fühlen sich überfordert, Informationen aus den Medien abzulesen, um sich vor Krankheiten zu schützen.

„Gesundheitsinformationen sind inzwischen offenbar so vielfältig und unübersichtlich geworden, dass da nur noch Menschen mit einer guten Ausbildung durchblicken können. Hier baut sich eine neue Form von gesundheitlicher Ungleichheit auf“, warnte Hurrelmann.

Große Schwierigkeiten haben viele Menschen laut der Studie auch dabei, sich im Gesundheitswesen zurechtzufinden. Die Forscher bezeichnen dies als „navigationale Gesundheitskompetenz“. Nahezu vier Fünftel der Bevölkerung haben in diesem Bereich eine geringe Gesundheitskompetenz und finden es schwierig, Informationen zum Gesundheitssystem zu verstehen.

„Eine solche Unübersichtlichkeit ist gerade in einer Pandemie problematisch, wenn Menschen zum Bei­spiel klären wollen, wo sie sich auf eine Infektion testen lassen können“, so Schaeffer.

Die Erhebungen wurden von den Forschungsinstituten Ipsos und Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt und vom Ministerium für Justiz und für den Verbraucherschutz (BMJV) und vom Bundes­ministerium für Gesundheit (BMG) gefördert.

hil

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