Gutachten rät Unikliniken zu regionalen Kooperationen

Schwerin/Rostock/Greifswald – Laut eines Gutachtens ist sowohl für die Universitätsklinik in Rostock als auch in Greifswald eine stärkere regionale Zusammenarbeit mit anderen Krankenhäusern sinnvoll.
„In Wettbewerblichkeiten vor Ort sehen wir, insbesondere wenn das noch Häuser in staatlicher Trägerschaft sind, keine wirkliche Zukunft“, sagte Heyo Kroemer, Vorstandsvorsitzende der Berliner Charité und Leiter der Expertengruppe, heute bei der Vorstellung des Gutachtens in Schwerin.
Während in Greifswald lediglich eine verstärkte Kooperation mit dem privat getragenen Klinikum Karlsburg für Herz- und Stoffwechselerkrankungen vorgeschlagen wird, um die Uniklinik um ein Angebot in der Herzchirurgie zu erweitern, hält die Kommission in Rostock sogar eine Fusion mit dem städtischen Klinikum Südstadt für angeraten.
Die intensive Konkurrenz zwischen den beiden Kliniken in der Hansestadt sei nicht produktiv, so Kroemer. Ein gemeinsames Klinikum hätte dagegen aufgrund der versammelten Expertise und der kritischen Größe eine echte nationale Zukunft.
In einem Sondergutachten werden zudem auch Lösungsvorschläge für den Streit um das Eltern-Kind-Zentrum (Elki) genannt. In diesem Zusammenhang hatte die Expertengruppe zusätzliche Kolleginnen und Kollegen aus der Pädiatrie hinzugezogen.
In vier Szenarien werden sowohl die Vor- und Nachteile eines fusionierten, kooperativ geführten und getrennten Betriebs aufgezeigt. Eine Empfehlung wird nicht gegeben, jedoch der Handlungsbedarf unter anderem aufgrund des Fachkräftemangels aufgezeigt.
Die Expertengruppe sieht an der Unimedizin in Rostock auch in anderen Bereichen dringenden Handlungsbedarf. Der Charité-Chef zeigte sich besonders betroffen vom baulichen Zustand der inneren Medizin am Uniklinikum, es drohen aus Sicht der Gutachter Einschränkungen des medizinischen Angebots.
Auch vor dem Hintergrund des demografischen Wandels bestehe daher der Bedarf für eine rasche Bauoffensive: „Es muss klar sein, dass bis spätestens 2030 hier ein modernes Klinikum gebaut werden muss“.
Darüber hinaus sollen die beiden Unikliniken im Land, die mit ihren den Angaben nach rund 8.000 Beschäftigen, 2.000 Betten und 4.300 Studierenden ein Viertel der medizinischen Leistungen im Land stellen, besser untereinander zusammenarbeiten.
„Wir als Kommission empfehlen dem Land eine stärkere Konzentration von komplexen Behandlungen“, so der Charité-Chef. Dies sei einer der Wege, um in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern dauerhaft hochqualitative Versorgung anbieten zu können. Beispielhaft nannte Kroemer ein gemeinsames Rechenzentrum.
Der Vorstandsvorsitzende der beiden Unikliniken, Tilmann Schweisfurth, nahm das Gutachten gemeinsam mit der Staatssekretärin im Wissenschaftsministerium, Susanne Bowen, entgegen. Schweisfurth zeigte sich froh über die gegebenen Empfehlungen, er will sich nun zunächst mit allen Beteiligten austauschen. Einen Zeithorizont wollte er heute noch nicht nennen.
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