Hochschulen

Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an Universitäten unterrepräsentiert

  • Dienstag, 22. August 2023
/andrey_orlov, stock.adobe.com
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Berlin – Die gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin ist an den Hochschulen immer weni­ger vertreten – aktuell nur noch mit drei Lehrstühlen. Das kritisiert die Arbeitsgemeinschaft Universitärer Re­produktionsmedizi­nischer Zentren (AG URZ) in einer Marburger Manifest genannten Stellungnahme.

Die AG wird von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin mitgetragen. „Die Defizite betreffen die medizinische Versorgung, die akademische Lehre, die Weiterbildung und die Spitzenforschung sowohl im angewandten Bereich als auch in der Grundlagenforschung“, kritisiert die AG.

Durch eine „jahrzehntelange Vernachlässigung des universitären Sektors“ entsprächen die universitären Struk­turen des Faches mit aktuell nur noch drei Lehrstühlen bundesweit nicht mehr der Bedeutung des Gebiets­schwerpunktes.

Dabei sei die gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin nicht nur für die reproduktive und frauenspezifische Gesundheit besonders wichtig, sondern auch für die Bekämpfung klassischer Volkskrank­heiten, zum Beispiel von Diabetes und von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.

„Der wissenschaftliche und klinische Fortschritt in diesem Fachgebiet schreitet durch die Entwicklung und den Einsatz neuer Technologien rasant voran“, schreibt die Autorengruppe des Manifestes. Auch deshalb sei eine industrieunabhängige und durch öffentliche Gelder unterstützte klinische und Wissenschaftsstruktur von besonderer Bedeutung.

Nötig seien daher sofortige gemeinsame Anstrengungen medizinischer Fakultäten und der zuständigen Ministerien auf Landes- und Bundesebene, um die gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin wieder zu stärken.

Die Autoren des Manifests sehen die Wissenschaftsministerien der Länder in der Pflicht, die finanziellen Res­sourcen für neue Lehrstühle und Sektionsstrukturen zeitnah bereitzustellen. Nur so sei der drohende Verfall der akademischen Repräsentation des für die Gesellschaft notwendigen Gebietsschwerpunktes zu verhindern, so der Appell.

Werde ein solches Förderprogramm nicht zeitnah und effektiv umgesetzt, seien Versorgungslücken, Kompe­tenzverlust und Forschungsrückstand in der gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin die Folgen, warnt die AG URZ.

Medizinische Fakultäten müssten zudem kurzfristig die Abteilungen für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin in den Kliniken für Frauenheilkunde „in eine strukturelle und budgetäre Eigenständig­keit überführen und den Aufbau einer Sektionsstruktur vorantreiben“, heißt es in dem Manifest.

hil

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