Medizinerausbildung in Cottbus könnte zahlreiche Jobs schaffen

Potsdam – Die Brandenburger Landesregierung treibt die Pläne für den Aufbau einer Medizinerausbildung in Cottbus voran. Eine dafür eingerichtete Expertenkommission hat gestern in Potsdam ihre Pläne vorgestellt.
So soll nach den Empfehlungen ein Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus (IUC) geschaffen werden, wie Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), Wissenschaftsministerin Manja Schüle (SPD) und der Leiter der Kommission, der ehemalige Chef der Berliner Charité, Karl Max Einhäupl erläuterten.
Das IUC besteht demnach aus der Universitätsmedizin Cottbus sowie einem digital unterstützten Netzwerk von Akteuren der Gesundheitsversorgung der Region. Die Expertenkommission empfiehlt zudem, an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) eine Medizinische Fakultät zu gründen.
Möglicherweise im Wintersemester 2026/27 könnten die ersten Studierenden in Cottbus starten. Das kommunale Carl-Thiem-Klinikum Cottbus (CTK) soll zu einem Universitätsklinikum in Landesträgerschaft sowie zu einem „Digitalen Leitkrankenhaus“ ausgebaut werden. Finanziert werden sollen die Pläne aus dem Strukturfonds der Bundesregierung für die Kohleregionen.
Bis zur Fertigstellung des gesamten Baus im Jahr 2035 gehen die Experten von rund 1.600 Beschäftigten aus. Bei Umsetzung der Empfehlungen sehen sie einen geschätzten Finanzbedarf von etwa 1,9 Milliarden Euro bis 2038. Das Konzept soll bis Ende 2022 konkretisiert werden. Anschließend wird es dem Wissenschaftsrat vorgelegt.
Bis zum geplanten Ende der Kohleverstromung im Jahr 2038 sollen für den Strukturwandel 3,8 Milliarden Euro in den Brandenburger Teil der Lausitz fließen. Hauptziel ist es, neue und zukunftsfähige Jobs zu schaffen, damit die Regionen nach dem Kohleausstieg wirtschaftlich nicht zurückfallen.
Der Präsident der Landesärztekammer, Frank-Ullrich Schulz, hält die vorgestellten Pläne von ihrem Umfang und ihrem Anspruch her für ambitioniert, aber machbar, wenn alle Beteiligten diese Chance für Brandenburg konsequent verfolgen.
„Die gesetzten zwei Schwerpunkte der Gesundheitssystemforschung und vor allem der Digitalisierung sind im Grundsatz nachvollziehbar“, so Schulz. Gerade bei der Digitalisierung müsse es aber darauf ankommen, diese von ihrem praktischen Nutzen her zu denken.
Wichtig sei es, ein praxisfernes Agieren wie man es bei einzelnen Anwendungen der von der Politik forcierten elektronischen Patientenakte sehe, zu vermeiden. Enttäuscht zeigte er sich darüber, dass das gegenwärtige Konzept offenbar keine entsprechende Ausbildung für Zahnärzte und Pharmazeuten beinhaltet.
Die Bündelung der Ausbildungen dieser miteinander verwobenen akademischen Heilberufe wäre für die geplante staatliche Hochschulmedizin von deutlichem und nachhaltigem Vorteil. Zwischen diesen verwandten akademischen Ausbildungen gebe es erwiesene Wechselwirkungen, so Schulz.
Zudem käme dies der von der Expertenkommission geforderten Interprofessionalität der Ausbildung entgegen. Die Landesärztekammer Brandenburg und die Landeszahnärztekammer Brandenburg hatten erst unlängst eine kombinierte Ausbildung gefordert.
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