MHH: Notaufnahme sichert Spuren häuslicher und sexueller Gewalt

Hannover – Die Zentrale Notaufnahme (ZNA) der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat sich dem Netzwerk „ProBeweis“ angeschlossen und sichert künftig Spuren von häuslicher und sexueller Gewalt – auch wenn zunächst keine Anzeige erfolgt.
Sie ergänzt die entsprechenden Anlaufstellen im Institut für Rechtsmedizin und der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der MHH sowie der Außenstelle der Rechtsmedizin in Oldenburg.
„Viele Betroffene kommen nach erlebter Gewalt zuerst in die Notaufnahme einer Klinik, um ihre Verletzungen behandeln zu lassen“, erläuterte Stephan Semisch, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie der MHH. Oft sprächen die betroffenen Frauen und Männer die erlittene Gewalt nicht von sich aus an.
„Wir sehen aber, dass die beschriebenen Unfallhergänge nicht zu den Verletzungen passen. Als Anlaufstelle des Netzwerks ProBeweis möchten wir den Betroffenen hier in der ZNA professionell helfen“, so der Unfallchirurg.
Viele Betroffene erstatten laut dem Netzwerk direkt nach der Tat keine Anzeige, weil sie sich schämen, bedroht werden oder Angst haben, das belastende Gerichtsverfahren eventuell nicht durchstehen zu können.
„Für ein mögliches späteres Gerichtsverfahren ist es aber wichtig, sofort nach der Tat fachgerecht und gerichtsfest Spuren wie Würgemale, Hämatome oder DNA-Material zu sichern und medizinische Befunde exakt zu dokumentieren“, sagte Anette Debertin vom Institut für Rechtsmedizin der MHH. Sie leitet das Netzwerk ProBeweis.
Die Beweismittel werden mindestens drei Jahre aufbewahrt, die schriftliche Dokumentation sogar 30 Jahre. Alles geschieht laut dem Netzwerk vertraulich.
„Erst wenn eine Anzeige erstattet wird und wir von unserer Schweigepflicht entbunden werden, werden der Polizei Befunde ausgehändigt und bei Beauftragung ein prozessrelevantes Gutachten erstellt“, betonte die Rechtsmedizinerin Sarah Stockhausen vom ProBeweis-Team.
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