Hochschulen

Neue Empfehlungen zur sicherheits­relevanten Forschung

  • Donnerstag, 14. November 2024
/metamorworks, stock.adobe.com
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Berlin/Bonn – In Zeiten von Kriegen und sich global zuspitzenden Systemrivalitäten gewinnt der Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung immer mehr an Bedeutung. Das betrifft etwa die Frage, wie Forschung vor Spio­nage und fremder Einflussnahme geschützt und gleichzeitig die internationale Wissenschaftskooperation weiter gefördert werden kann.

Darauf weist ein gemeinsamer Ausschuss der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in einem neuen Tätigkeitsbericht hin.

Forschung müsse sich davor schützen, „zum machtpolitischen Spielball in einer sich neu aufstellenden Weltord­nung zu werden, in der die Forschungsfreiheit zunehmend gefährdet ist“, heißt es in dem Bericht mit dem Titel „Wissenschaftsfreiheit und Sicherheitsinteressen in Zeiten geopolitischer Polarisierung”.

Der Schwerpunkt des Berichts liegt auf den Veränderungen im Wissenschaftssystem, die sich aus den gestiegenen nationalen Sicherheitsinteressen ergeben. Einerseits werde von der Wissenschaft zunehmend erwartet, im Sinne nationaler Sicherheitsinteressen zu forschen. Andererseits berge dies die Gefahr, dass Wissenschaft politischen Zwecken untergeordnet und internationale Wissenschaftskooperationen eingeschränkt würden, so die Autoren.

Ein zentraler Aspekt des Berichts ist die Diskussion über sicherheitsrelevante Forschungsfelder, die Wissen oder Technologien generieren könnten, die für schädliche Zwecke einsetzbar sind. Die Autorengruppe nennt besonders die Pathogenforschung als Beispiel für die Ambivalenz der Wissenschaft: Einerseits ermögliche sie wichtige Fort­schritte bei der Pandemiebekämpfung, andererseits berge sie Risiken wie unbeabsichtigte Freisetzungen oder Missbrauch durch Dritte.

Der Tätigkeitsbericht beinhaltet auch die Ergebnisse von Umfragen des Gemeinsamen Ausschusses zur bisherigen Arbeit der Kommissionen für Ethik sicherheitsrelevanter Forschung (KEF).

Demnach wurden den KEF zwischen 2016 und 2023 insgesamt 124 Fälle von sicherheitsrelevanten Arbeiten gemeldet, über die beraten wurde. Lediglich neun Fälle erhielten dabei gänzlich ablehnende Voten. Die Umfragen unter den KEF zeigten also, dass besorgniserregende sicherheitsrelevante Arbeiten nach wie vor seltene Ausnah­men im akademischen Forschungsbetrieb seien.

Das Autorenteam fordert aber mehr Unterstützung für die ethischen Kontrollgremien, um Forscher bei der Bewer­tung und Minimierung potenzieller Missbrauchsrisiken zu unterstützen. Gleichzeitig plädiert der Bericht für klare Rahmenbedingungen, die internationale Kooperation ermög­lichen, ohne die wissenschaftliche Integrität oder nationale Sicherheitsinteressen zu gefährden.

hil

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