Hochschulen

Neues Projekt an der Charité zur Versorgung von Menschen mit einem postakuten Infektionssyndrom

  • Donnerstag, 5. Dezember 2024
/KomootP, stock.adobe.com
/KomootP, stock.adobe.com

Berlin – Eine neues Projekt der Charité Universitätsmedizin Berlin will die Versorgung von Menschen mit einem postakuten Infektionssyndrom (PAIS) verbessern.

Nach aktuellen Schätzungen leben derzeit allein in Berlin 200.000 Menschen mit PAIS – also Erkran­kungen, die nach der akuten Phase einer Infektion auftreten. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Long COVID. Eine der schwersten Ausprägungen von Long COVID ist die Krankheit Chronisches Fatigue Syn­drom/­Myal­gische Enzephalomyelitis (ME/CFS), die im schlimmsten Fall Betroffene zum Pflegefall werden lässt.

„Bereits vor der COVID-19-Pandemie waren in Europa schätzungsweise 300.000 Menschen an ME/CFS erkrankt und die vorliegenden Daten lassen vermuten, dass sich ihre Zahl infolge der Pandemie verdoppelt hat. Studien zeigen, dass die meisten ME/CFS-Erkrankten anhaltend schwer krank sind.

Neben der intensiven Suche nach wirksamen Therapien für das postakute Infektionssyndrom brauchen wir deshalb auch Versorgungsstrukturen, innerhalb derer die Betroffenen auf Basis aktueller wissenschaft­licher Erkenntnisse und klinischer Erfahrung interdisziplinär betreut werden“, erläutert Carmen Scheiben­bogen, stellvertretende Leiterin des Instituts für Medizinische Immunologie und Leiterin des Projekts.

Im Mittelpunkt des „Post Acute Infectious Syndromes Interdisciplinary Care Berlin“ steht daher ein struktu­riertes Diagnostik- und Therapiekonzept, das an die bestehenden Berliner Strukturen für die interdis­zi­pli­näre und sektorübergreifende PAIS-Versorgung andockt. Basis dafür sind die bereits etablierten Netzwerke aus Charité Fatigue Centrum, Post-COVID-Netzwerk der Charité und Long-COVID-Netzwerk der Kassenärzt­lichen Vereinigung Berlin (KVBerlin).

Durch ein strukturiertes Betreuungsprogramm sollen Menschen, die nach einer Infektion anhaltend krank bleiben, frühzeitig und umfassend versorgt werden. Hausarztpraxen spielen dabei eine zentrale Rolle, weil sie für Betroffene oft die erste Anlaufstelle sind und dort die Diagnose gestellt und therapeutische Maß­nahmen eingeleitet werden.

Schwere oder komplexe Fälle können zeitnah an sechs beteiligte Hochschulambulanzen überwiesen wer­den. Auch die Einbindung von Patientenorganisationen und Selbsthilfegruppen ist ein wichtiger Bestand­teil des neuen Versorgungskonzeptes. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) fördert das Vorhaben mit rund zehn Millionen Euro.

hil

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung