Hochschulen

Schizophrenie: Neue Plattform soll Therapie- und Aufklärungsangebote verbessern

  • Freitag, 24. Mai 2024
/freshidea, stock.adobe.com
/freshidea, stock.adobe.com

Frankfurt am Main – Schizophrene Psychosen zählen mit rund 800.000 betroffenen Menschen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Betroffene werden oft stigmatisiert und isoliert, zudem haben sie ein erhöhtes Armuts- und Sterblichkeitsrisiko. Fast immer sind auch die Angehörigen in Mitleidenschaft gezogen.

Darauf wies Jürgen Graf, Ärztlicher Direktor am Universitätsklinikum Frankfurt anlässlich des Welttags der Schizophrenie am 24. Mai bei einem Onlinepressegespräch hin.

Um Therapie- und Aufklärungsangebote zu verbessern, wurde am Universitätsklinikum Frankfurt die „Frankfurter Informationsplattform für schizophrene Psychosen“ (FIPPS) ins Leben gerufen. Die Internetplattform FIPPS wurde initiiert, „um Barrieren für psychisch Erkrankte abzubauen und das öffentliche Verständnis für schizophrene Psychosen zu fördern“, sagte Graf.

Die leicht zugänglichen Informationen zum Krankheitsbild und zu Therapie- und Hilfsangeboten könnten dazu beitragen, die gesellschaftliche Akzeptanz für die Erkrankung zu steigern und Verzögerungen in der Behandlung zu verhindern. FIPPS richte sich zum einen an Betroffene, ihre Angehörigen, Behandelnde und die interessierte Öffentlichkeit bundesweit. Die Vernetzungsange­bote sind ausgerichtet auf die Region Frankfurt am Main.

Die Plattform FIPPS solle auch als zentrale Anlaufstelle für alle dienen, die mit dem Krankheitsbild Schizophrenie konfrontiert sind: sozialpsychiatrische Dienste, psychiatrische Kliniken und Trägervereine sowie niedergelassene Psychiaterinnen und Psychiater sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten.

„Durch gezielte Wissensvermittlung können wir die Stigmatisierung reduzieren, die psychosoziale und medizinische Versorgung der Betroffenen verbessern und dadurch den Krankheitsverlauf der Betroffenen günstig beeinflussen“, erklärte Robert Bittner, Projektleiter von FIPPS und stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Universitätsklinikum Frankfurt.

„Schizophrene Psychosen gehören zu den Erkrankungen mit den schwerwiegendsten psychosozialen Folgen. Dazu zählen ein erhöhtes Armutsrisiko und soziale Isolierung, Stigmatisierung und ein deutlich erhöhtes Mortalitätsrisiko“, berichtete Bittner weiter.

Dem Experten zufolge sterben Menschen mit schizophrenen Psychosen um 12 bis 15 Jahre früher als die Allgemeinbevöl­kerung. Zumeist an kardiovaskulären Erkrankungen, metabolischen Erkrankungen, Diabetes oder Krebs.

Die Ursachen dafür seien vielfältig: aufgrund der Grunder­kran­kung sei der Lebenswandel oftmals ungesund, die soziale Isolation spiele eine Rolle, eine ärztliche Praxis aufzusuchen, sei für Betroffene oftmals eine Herausforderung.

Aber auch bei Ärztinnen und Ärzten beständen Vorurteile gegenüber Menschen mit Schizophrenie, erklärte Bittner: „Eine Diskriminierung, die mitverantwortlich ist für die schlechtere somatisch-medizinische Versorgung und entsprechend für die frühere Mortalität.“ Er appellierte an seine Kolleginnen und Kollegen, sich mögliche Vorurteile bewusst zu machen und abzubauen.

Darüber hinaus reduzieren antipsychotische Medikamente nach Angaben des Experten die Gesamt-Mortalität bei Patienten mit Schizophrenie signifikant. „Dies wird trotz der Nebenwirkungen der Medikamente erreicht und konnte in vielen Studien gezeigt werden“, sagte Bittner.

Dieser Effekt sei durch das verbesserte Funktionsniveau behandelter Patienten zu erklären, das ihnen eine gesündere Lebensweise und eine bessere Inanspruchnahme der medizinischen Versorgung ermögliche.

PB

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung