Spezialambulanz hilft traumatisierten Flüchtlingskindern

Münster – Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie am Universitätsklinikum Münster (UKM) hat eine Spezialambulanz für Flüchtlingskinder eingerichtet. Sie bietet minderjährigen Flüchtlingen und ihren Familien eine psychotherapeutische Erstversorgung. Der Bund fördert das Modellprojekt mit rund 100.000 Euro.
„Erfahrungsgemäß entwickeln viele Kinder und Jugendliche oft erst rund zwei Jahre nach der Flucht ein auffälliges Verhalten“, sagte Georg Romer, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie am UKM. Viele müssten erst wieder Boden unter den Füßen gewinnen. „Erst wenn das nackte Überleben gesichert ist, kann die Seele es sich leisten, mit Symptomen auf die unbewältigte innere Not aufmerksam zu machen“, erklärte der Mediziner.
In der Folge könnten Ängste, depressive Verstimmungen oder Albträume die Kinder quälen: „Schlimmstenfalls entsteht bei einer unbehandelten Traumatisierung eines Kindes durch Krieg, Flucht und Verfolgung eine dauerhafte Zerstörung des Vertrauens in das Gute einer von Erwachsenen gestalteten Welt“, verwies Romer. Die erfahrene Hilflosigkeit führe zudem oft zu Sprachlosigkeit in den Familien. Hier gelte es, therapeutisch anzusetzen.
Seit Anfang August steht deshalb Flüchtlingen die Spezialsprechstunde am UKM offen, die bis zu zehn therapeutische Sitzungen anbietet. Familienmitglieder oder – bei unbegleiteten Flüchtlingen – Betreuer werden in die Therapie miteinbezogen. Sollte darüber hinaus weiterer Bedarf bestehen, überweist die Klinik an niedergelassene Kollegen oder Einrichtungen der Jugendhilfe.
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