Teleintensivmedizinnetzwerk in Thüringen wird ausgeweitet

Jena – Das telemedizinische Netzwerk „InTeliNeT“ – Interdisziplinäres Teleintensiv-Netzwerk in Thüringen – soll künftig die Behandlung von Patienten auf Intensivstationen verbessern. Das Thüringer Gesundheitsministerium fördert das Vorhaben für die kommenden zwei Jahre mit 1,3 Millionen Euro.
Dabei wird sowohl die technische Ausstattung sowie der personelle Aufwand zur Durchführung der Telekonsile gefördert. Auch die Fort- und Weiterbildung sowie die Qualitätssicherung der teilnehmenden Kliniken sind Teil der Förderung.
Die ersten Ursprünge des Netzwerks seien vor zwölf Jahren zur akuten Schlaganfallversorgung entstanden, erklärte der Neurointensivmediziner Albrecht Günther vom Universitätsklinikum Jena (UKJ), das die Koordinierung des Netzwerks übernimmt.
2022 wurde es weiterentwickelt zur Versorgung von COVID-19-Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation (SAT4COV). Damit war eine spezialisierte Behandlung von COVID-19- Patienten in ganz Thüringen möglich.
Stand heute sind zehn Intensivstationen kleinerer Kliniken in Thüringen Teil des Netzwerks. Ziel ist es, weitere Kooperationen mit Krankenhäusern in Thüringen auszubauen. Auch die Erweiterung zu einem überregionalen Netzwerk wäre sinnvoll, erklärte Günther.
„Mit einem Telekonsil zu den uns angeschlossenen Kliniken können wir innerhalb von wenigen Minuten die fachärztliche Beurteilung von Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall sicherstellen, und das rund um die Uhr“, sagte der Neurointensivmediziner Albrecht Günther.
Damit wird per Videoübertragung die Kommunikation zwischen den kooperierenden Krankenhäusern und dem UKJ ermöglicht. Aus der Ferne können Vitalparameter sowie der körperliche Zustand der Patienten eingesehen werden. Die Konsile können auch in der Notaufnahme bei der direkten Einlieferung der Patienten in Anspruch genommen werden. Auch ein Austausch der kooperierenden Kliniken untereinander ist möglich.
Das Netzwerk erlaube es, immer knapper werdende Ressourcen und Fachkräfte optimal einzusetzen, erklärte Michael Bauer, Direktor der Klinik für Intensivmedizin und Anästhesiologie am UKJ. Zudem könne der Wunsch der Patienten erfüllt werden, wohnortnah behandelt zu werden. Im Notfall seien aber auch Verlegungen ans UKJ möglich.
Um mehr Erkenntnisse aus der telemedizinischen Versorgung zu ziehen, läuft eine Begleitforschung zum Projekt. Dieses soll herausfinden, ob das Netzwerk langfristig Leben rettet, erklärte Bauer.
„Die Telemedizin gewinnt immer mehr an Bedeutung, um eine spezialisierte medizinische Versorgung möglichst wohnortnah zu realisieren“, erklärte auch Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke). Das Netzwerk demonstriere eindrucksvoll, wie gut das auch im stationären Sektor in einem so hoch technisierten und kritischen Bereich wie der Intensivmedizin funktionieren könne.
Im Hinblick der geplanten Krankenhausreform sieht sich das Thüringer Telemedizinnetzwerk als Vorreiter. „Alle sprechen von Zentralisierung und qualitäts- und leitlinienbasierter Medizin. Das ist die Zukunft“, erklärte Thomas Krönert, Geschäftsführer der Thüringen-Klinik „Georgius Agricola“ in Saalfeld. Wichtig sei es, künftig besser miteinander zusammenzuarbeiten und knappe Ressourcen effektiv zu nutzen, betonte Krönert.
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