Transplantationszentren prüfen neues Verfahren zur Eignungstestung von Spenderlebern

Berlin – In Deutschland benötigen mehr Patienten eine Spenderleber als Transplantate zur Verfügung stehen. Ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin will daher mit anderen Zentren mittels eines neuen Verfahrens jene Spenderorgane identifizieren, die zunächst als nicht transplantabel deklariert wurden, sich aber doch für die Transplantation eignen.
Bis zu einem Drittel der Menschen, die in Deutschland eine Lebertransplantation benötigen, werden laut der Arbeitsgruppe während der Wartezeit zu krank für den Eingriff oder sterben an ihrer Erkrankung. „Leider wird die Situation immer schlimmer, weil immer weniger Organe gespendet werden“, sagte Nathanael Raschzok, geschäftsführender Oberarzt an der Chirurgischen Klinik der Charité und Leiter der Studie.
Die Zentren wollen im Rahmen der Studie mit einer normothermen Maschinenperfusion Spenderlebern erhalten, die sonst verworfen worden wären. Bei dem Verfahren wird das Organ mit einer nährstoff- und sauerstoffhaltigen Blutersatzflüssigkeit bei Körpertemperatur durchspült.
Die körperwarmen Bedingungen sollen dem Gewebe Zeit für die Regeneration geben, denn standardmäßig werden Organe nach der Entnahme auf Eis gekühlt, um Schäden während des durchblutungsfreien Transfers möglichst gering zu halten. „Das Kühlen eignet sich gut für topfitte Organe. Es gibt allerdings auch weniger fitte, aber funktionsfähige Organe, die einen gekühlten Transport und die Lagerung auf Eis nicht so gut überstehen“, erläutert Raschzok.
Das macht sich bemerkbar, sobald die Organe nach der Kühlung auf Körpertemperatur erwärmt und wieder besser mit Blut versorgt werden – es kommt zum sogenannten Reperfusionsschaden.
Mithilfe der Maschinenperfusion wird die Wiederdurchblutung vorverlegt und findet außerhalb des Körpers statt. „Indem wir die Organe nach dem gekühlten Transport für einige Stunden unter ‚Wohlfühlbedingungen‘ für die Transplantation vorbereiten, geben wir ihnen Zeit für die Erholung, Schadstoffe können in Ruhe ausgewaschen werden. Außerdem erweitern wir das Zeitfenster, in dem die Transplantation stattfinden muss“, erläuterte der Transplantationsmediziner.
Dieses Zeitfenster nutzt das Klinikteam für eine Qualitätsprüfung von Spenderlebern, die bisher als nicht transportabel oder für eine Transplantation geeignet eingestuft worden wären. Da die Organe während der Maschinenperfusion stoffwechselaktiv sind, lässt sich bestimmen, wie gut sie beispielsweise Galle produzieren oder Laktat ausscheiden. „Erste Studien haben gezeigt, dass Lebern, die den Qualitätstest bestehen, erfolgreich transplantiert werden können“, so Raschzok.
Die Studie steht unter Leitung der Charité und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 1,8 Millionen Euro für zunächst drei Jahre gefördert. Die geplante Gesamtdauer der Studie beträgt sechs Jahre. Neben der Charité werden die Transplantationszentren der Uniklinika Aachen, Bonn, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Jena, Kiel, Leipzig, Magdeburg, München, Münster, Regensburg, Rostock, Tübingen und Würzburg an der Studie teilnehmen.
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