Hochschulen

Universitätsmedizin: Kulturwandel und mehr Klarheit bei Interessen­konflikten

  • Freitag, 17. Juni 2022
Christopher Baum, Vorsitzender des BIH (Berlin Institute of Health) Direktoriums und Vorstand für Translationsforschung der Charité /picture alliance, Annette Riedl
Christopher Baum, Vorsitzender des BIH (Berlin Institute of Health) Direktoriums und Vorstand für Translationsforschung der Charité /picture alliance, Annette Riedl

Essen – Der diesjährige 83. Ordentliche Medizinische Fakultätentag (oMFT) in Essen hat sich heute deutlich für mehr Transparenz beim Umgang mit Interessenkonflikten an den Medizinischen Fakultäten ausgesprochen. Da­für gab das Gremium konkrete Handlungsempfehlungen und verabschiedete ein Positionspapier.

Mit diesem möchte der oMFT die Medizinischen Fakultäten anregen, zu einem Kulturwandel im Umgang mit pharmazeutischen Unternehmen, Medizinprodukteherstellern, privaten Klinikbetreibern und weiteren privat­wirtschaftlichen Akteuren beizutragen.

Die konsequente Umsetzung von Handlungsem­pfehlungen sei wichtig, um die Glaubwürdigkeit und hohe Repu­tation der Medizinischen Fakultäten in der Ärzteschaft und Wissenschaft, bei Lehrenden und Studierenden, aber auch in der Gesellschaft dauerhaft zu erhalten, sagte Christopher Baum, Vorstandsvorsitzender des Berlin Insti­tute of Health (BIH) an der der Charité – Universitätsmedizin und Mitglied des MFT-Präsidiums. „Es ist an der Zeit, dass wir das Thema aufgreifen“, so Baum. Das Positionspapier sei als ein erster „Steinwurf“ zu verstehen.

Die Pharmaindustrie zeigte sich interessiert an ho­her Transparenz und offen für neue Regelungen: Interaktionen und Kooperationen von akademi­schen Einrichtungen und Privat­wirtschaft seien essenzielle Komponenten eines patientenorien­tier­ten und wertschöpfenden Innovationssystems, be­tonte Han Steutel, Präsident des Verbands der for­schenden Pharmaunternehmen. „Transparenz ist dabei für unsere Industrie, die auf Erkrankungen von Menschen basiert, besonders wichtig“, erklärte er.

Kooperationen sollten nach Ansicht der Deutschen Forschungsgemeinschaft so gestaltet werden, dass das me­dizinische Wissen nicht beeinflusst wird, betonte Axel Brakhage, Vizepräsident der Deutschen Forschungsge­meinschaft. Ein konstruk­tiver und transparenter Umgang mit Interessen­konflikten sei notwendig, um anwen­dungsorien­tierte Forschung und leitlinienorientierte Kranken­versorgung zu befördern.

Best-practice-Beispiele gebe es bereits, sagte Baum dem Deutschen Ärzteblatt und verwies auf die von der Ar­beitsgemeinschaft der Wissen­schaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und ihren Fachgesell­schaften erarbei­teten und konsentierten Regelungen bezüglich der Leitlinien.

Sie könnten dazu beitragen, für alle Beteiligten eine bestmögliche Transparenz, Sicherheit und Kooperations­ba­sis zu schaffen. Die AWMF hatte 2017 und zuvor auch schon 2010 Empfehlungen zum Umgang mit Interessen­kon­flikten bei Aktivitäten der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften veröffentlicht.

Das beim diesjährigen oMFT konsentierte Posi­tions­papier gebe nun konkrete Empfehlungen für Studium, Weiter- und Fortbildung, Forschung sowie forschungsnahe Krankenversorgung, erläuterte Baum.

Die Empfehlungen (siehe Kasten) sollen den Medi­zinischen Fakultäten konkrete Anleitungen geben, wie sie ihre bereits vorhandenen Instrumente zur Transparenz von und zum Umgang mit Interessen­konflikten kontinuierlich weiterentwickeln können. Sie sollen alle drei Jahre überprüft und wenn nötig angepasst werden.

Der oMFT ist davon überzeugt, dass dieser Kultur­wandel und die kontinuierliche Weiterentwicklung von entspre­chenden Instrumenten notwendig sind, um das hohe Ansehen der Medizinischen Fakultä­ten nicht nur bei den Pa­tientinnen und Patienten, sondern auch bei den Studierenden weiter zu er­hal­ten und bittet daher die Medi­zini­schen Fakul­täten, sich der Thematik und den Empfehlungen anzunehmen.

ER

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