US-Universität zahlt in Missbrauchsskandal Entschädigung

Washington – Wegen eines Missbrauchsskandals mit mehr als eintausend Opfern hat sich die US-Hochschule University of Michigan zur Zahlung von 490 Millionen Dollar (431 Millionen Euro) Schadenersatz bereiterklärt.
„Wir hoffen, dass mit diesem Vergleich der Heilungsprozess für die Überlebenden beginnen kann“, erklärte der Vorsitzende des Hochschulaufsichtsrats, Jordan Acker, gestern. In den USA werden Missbrauchsopfer häufig als „Überlebende“ bezeichnet.
Im Zentrum des Missbrauchsskandals an der staatlichen Universität im Bundesstaat Michigan steht der 2008 verstorbene Mediziner Richard Anderson. Er arbeitete zwischen 1966 und 2003 an der für ihren Hochschulsport bekannten Universität in der Stadt Ann Arbor und soll in der Zeit mehr als eintausend Studenten und Sportler sexuell missbraucht haben.
Ein im vergangenen Jahr veröffentlichter Bericht einer Anwaltskanzlei kam zu dem Schluss, dass Anderson in seinen 37 Jahren an der Hochschule „bei unzähligen Gelegenheiten sexuelles Fehlverhalten mit Patienten“ an den Tag gelegt habe. Er soll unter anderem Analuntersuchungen an Patienten vorgenommen haben, die wegen „vollkommen“ anderer Probleme zu ihm gekommen waren.
Im Zuge des jetzt vereinbarten Vergleichs sollen 460 Millionen Dollar an die 1.050 Betroffenen gehen, die sich bislang als Missbrauchsopfer gemeldet haben. Die restlichen 30 Millionen Dollar sind für mögliche künftige Ansprüche gedacht. Die Vereinbarung muss noch vom Aufsichtsrat der Universität, von 98 Prozent der Betroffenen und von einem Gericht gebilligt werden.
In den USA sind mehrere Hochschulen von Missbrauchsskandalen erschüttert worden. So stimmte die Michigan State University – eine andere Hochschule in dem Bundesstaat im Norden der USA – einer Zahlung von 500 Millionen Dollar an Opfer des berüchtigten Sportmediziners Larry Nassar zu.
Nassar missbrauchte hunderte Sportlerinnen, darunter Olympia-Kunstturnerinnen, und sitzt deswegen eine lebenslange Haftstrafe ab.
Die University of Southern California in Los Angeles erklärte sich in drei Vergleichen zur Zahlung von insgesamt 1,1 Milliarden Dollar bereit. Hintergrund waren Missbrauchsvorwürfe gegen einen Gynäkologen.
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