Vorstand des Universitätsklinikums Heidelberg tritt nach Bluttest-Affäre zurück

Heidelberg – Nachdem der Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg vor fünf Tagen zurückgetreten ist, hat nun auch der Vorstand des Universitätsklinikums Heidelberg Konsequenzen gezogen. Die Vorstandsvorsitzende Annette Grüters-Kieslich und die Kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan haben ihren vorzeitigen Rückzug angekündigt, wie der Aufsichtsrat des Universitätsklinikums heute mitteilte.
Grüters-Kieslich wird das Amt zum 31. Oktober 2019 abgeben. „Aufgrund der Geschehnisse der letzten Monate bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es richtig ist, mein Amt vorzeitig zur Verfügung zu stellen“, sagte Grüters-Kieslich. Gürkan tritt zum 31. Juli 2019 zurück. Sie betonte, die Entwicklung der vergangenen Monate habe deutlich gemacht, dass die Strukturen und Prozesse des Uniklinikums Heidelberg, vor allem in Hinblick auf seine Töchter und Ausgründungen, deutlicher definiert werden müssten.
Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer begrüßte den Rücktritt. Mit diesem Schritt werde ein aus ihrer Sicht notwendiger Neuanfang im Klinikum ermöglicht, sagte sie. Bauer betonte, der Aufsichtsrat habe die richtigen Schritte eingeleitet, um die Vorgänge rund um den Bluttest Heiscreen aufzuarbeiten.
„Nun geht es darum, das Klinikum unter einer neuen Leitung gut für die Zukunft aufzustellen. Was die Hauptverantwortung für den angekündigten Brustkrebs-Bluttest von Heiscreen und damit den Leitungs- und Budgetverantwortlichen für das entsprechende Forschungsprojekt angeht, ist es an der Universitätsleitung und am Vorstand des Universitätsklinikums, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen“, so Bauer.
Der Aufsichtsrat erklärte heute, die Schritte machten den Weg frei für einen Generationswechsel an der Spitze des Universitätsklinikums, den man heute mit seinen Beschlüssen eingeleitet habe. Man stehe vor „großen Herausforderungen“. Nach Vorlage der Berichte der externen unabhängigen Kommission wie auch der universitären Kommission für gute wissenschaftliche Praxis müssten entsprechende Folgerungen gezogen und notwendige Änderungen umgesetzt werden.
Hartmut Masanek, Geschäftsbereichsleiter Finanzen am Universitätsklinikum Heidelberg, wurde vom Aufsichtsrat zum neuen Stellvertretenden Kaufmännischen Direktor ernannt. Er soll die Aufgaben des Kaufmännischen Direktors ab sofort kommissarisch übernehmen. Darüber hinaus hat der Aufsichtsrat heute beschlossen, eine Personalberatung zu beauftragen, den Aufsichtsrat bei der Neubesetzung der Vorstandsämter zu unterstützen.
Der Aufsichtsrat unterstrich heute nochmals seine Auffassung, dass die Hauptverantwortung für die „Causa Bluttest Heiscreen" bei „demjenigen Wissenschaftler liegt, der ohne entsprechende Grundlage durch eine Medienkampagne haltlose Versprechungen verbreitet hat“.
Das Unternehmen Heiscreen, eine Ausgründung des Universitätsklinikums Heidelberg, und die Uniklinik selbst hatten am 21. Februar einen neuen Brustkrebs-Test vorgestellt. In einer Pressemitteilung war von „einem Meilenstein in der Brustkrebsdiagnostik“ die Rede, eine Markteinführung sei „noch in diesem Jahr geplant“. Hautpverantwortlich war der Chef der Frauenklinik, Christof Sohn.
Experten hatten daraufhin kritisiert, dass viel zu früh und entgegen wissenschaftlichen Gepflogenheiten an die Öffentlichkeit gegangen worden war. Bei Frauen könnten womöglich falsche Hoffnungen geweckt worden sein. Auch wurden wichtige Kennwerte des Tests zunächst nicht genannt.
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