Autochthone Chikungunyainfektion im Elsass nahe deutscher Grenze

Berlin/Straßburg – Nur wenige Kilometer von der deutschen Grenze entfernt hat sich in Frankreich ein Mensch mit dem Chikungunya-Virus angesteckt.
Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilte, wurde die insbesondere von der asiatischen Tigermücke übertragene Infektion bei einem Menschen im Elsass nachgewiesen, der sich ausschließlich südlich von Straßburg in den Gemeinden Lipsheim und Fegersheim aufgehalten habe – etwa sechs bis sieben Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Dort habe er sich offenbar durch den Stich einer infizierten Mücke infiziert.
In den vergangenen Wochen waren bereits sechs weitere autochthone Chikungunyafälle in Frankreich entdeckt worden, die meisten davon nahe der Mittelmeerküste. Das Virus löst das Chikungunyafieber aus, das mit grippetypischen Symptomen wie hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einhergeht. Die meisten Infizierten erholen sich vollständig, oft schon nach einer Woche.
Gefährlicher ist das Virus für chronisch Kranke sowie für Schwangere und Säuglinge. Todesfälle sind aber äußerst selten. Zwei Impfstoffe gegen das Virus sind seit 2024 beziehungsweise 2025 zugelassen: der Lebendimpfstoff Ixchiq von Valneva Austria und der rekombinante Impfstoff Vimkunya von Bavarian Nordic A.
In Frankreich wie auch in Deutschland kämen momentan viele infizierte Reisende aus Ländern mit großen Chikungunya-Ausbrüchen zurück, vor allem aus Mauritius und dem französischen Überseegebiet La Réunion, berichtete das Robert-Koch-Institut in seinem „Epidemiologischen Bulletin“.
In Deutschland wurden laut RKI von April bis Juni bislang 75 Chikungunyafälle registriert. Sie seien offenbar ausnahmslos reiseassoziiert und betrafen demnach insbesondere Rückkehrer aus Mauritius, La Réunion und Sri Lanka.
Eine räumliche Ausbreitung von Chikungunya ausgehend vom Straßburger Fall sei möglich, aber nicht wahrscheinlich, hieß es. Die Behörden ergriffen Maßnahmen, um weitere Fälle zu finden und die Stechmücken im Umfeld der identifizierten Fälle zu bekämpfen.
Der Fall zeige aber, dass auch auf der deutschen Rheinseite und möglicherweise in weiteren Regionen Deutschlands durch das Vorhandensein von Tigermücken und hohen Temperaturen die Bedingungen für eine lokale Übertragung des Chikungunyavirus gegeben seien.
Tigermücken kommen mittlerweile in weiten Teilen Frankreichs vor. In Deutschland sind die Mücken in Baden-Württemberg und im Rhein-Main-Gebiet von Hessen und Rheinland-Pfalz weit verbreitet, darüber hinaus aber auch punktuell in Bayern, Thüringen, Berlin und Nordrhein-Westfalen, erklärte das Robert-Koch-Institut. Autochthone Fälle gab es hierzulande allerdings noch nicht.
„Die Ärzteschaft in der Region sollte bei Patientinnen und Patienten mit unklarem Fieber mit oder ohne Hautausschlag und Gelenkschmerzen auch ohne Reiseanamnese Infektionen wie Chikungunya oder Dengue-Fieber in Betracht ziehen und frühzeitig aussagekräftige Labortests auf diese Erreger anfordern", heißt es vom RKI.
Das Institut empfiehlt ungeimpften Reiserückkehrenden zudem noch zwei Wochen weiter Mückenschutz zu betreiben, insbesondere bei Rückkehr aus Gebieten mit starker Verbreitung der asiatischen Tigermücke.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: