Medizin

COVID-19: Bivalenter Booster hat Mortalität bei über 65-Jährigen deutlich gesenkt

  • Freitag, 16. Juni 2023
/PoppyPix, stock.adobe.com
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Atlanta/Georgia und Silver Spring/Maryland – Eine Boosterung mit den beiden bivalenten Impfstoffen, die im September letzten Jahres eingeführt wurden, hat viele Senioren in den folgenden 6 Monaten vor einem Tod an COVID-19 geschützt, obwohl die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 sich genetisch zunehmend vom Impfstoff entfernt hat.

Dies geht aus einer neuen Analyse der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR; DOI: 10.15585/mmwr.mm7224a6) hervor. Auf einer Beratertagung der Arzneimittelbehörde FDA wurden ebenfalls günstige Zahlen genannt.

Die bivalenten Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, die neben der mRMA vom Wildtyp auch den Code für das Spikeprotein BA.4/5 enthalten, waren schon bald nach der Einführung wieder überholt. Ab November dominierte in den USA die Omikron-Variante BQ.1/BQ.1.1, im Januar diesen Jahres trat dann XBB.1.5 in den Vordergrund. Es wurde deshalb befürchtet, dass die Schutzwirkung des bivalenten Boosters, der bevorzugt Senioren angeboten wurde, von kurzer Dauer sein könnte. Die im April publizierten Erfahrungen aus Israel zeigten jedoch, dass der bivalente Impfstoff weiter gut vor Todesfällen schützt, während Krankenhausaufenthalte nur bedingt verhindert wurden.

Die jetzt von den CDC in Atlanta/Georgia vorgestellten Daten bestätigen dies. Amelia Johnson und Mitarbeiter haben die Daten aus 20 Staaten ausgewertet, in denen 41 % der Bevölkerung leben. Dort ist es möglich, COVID-19-assoziierte Todesfälle mit den Impfregistern abzugleichen. Die CDC-Mitarbeiter fanden heraus, dass das Sterberisiko an COVID-19 bei den geboosterten Senioren während der BA.5-Welle 16,3-fach geringer war als bei gänzlich ungeimpften Senioren. In der folgenden BQ.1/BQ.1.1-Welle war das Sterberisiko noch 11,4-fach geringer.

In der XBB.1.5-Welle war das Sterberisiko nur noch 8,4-fach geringer. Johnson deutet dies als Hinweis auf eine gewisse Immunevasion von XBB.1.5, die allerdings nicht komplett war. Die genannten Zahlen betreffen die ersten beiden Monate nach der Boosterung.

Johnson hat auch Zahlen für den Zeitraum von 3 bis 6 Monaten nach der Impfung ermittelt. Sie zeigen, dass die Schutzwirkung kaum nachgelassen hat. Die mit dem bivalenten Impfstoff geboosterten Senioren starben zu 11,0-fach seltener an BQ.1/BQ.1.1 und 7,3-fach seltener an XBB.1.5 als die ungeimpften Senioren.

Die relative Immunevasion hat die Arzneimittelbehörden in den USA und in Europa veranlasst, für den Herbst einen monovalenten Booster mit der Komponente XBB.1.5 vorzuschlagen.

Auf der Beratertagung der FDA haben Ruth Link-Gelles von der CDC und Mitarbeiter dieser Tage weitere Daten zur aktuellen Wirksamkeit des bivalenten Impfstoffs vorgestellt. Sie stammen aus dem VISION-Netzwerk der CDC, das die Erkrankungen auf der Ebene des Gesundheitswesens erfasst. Auch hier zeigt sich, dass die Boosterung Erwachsene weiter vor kritischen Erkrankungen schützt, einschließlich von Personen mit eingeschränkter Immunabwehr.

Die Schutzwirkung vor Krankenhausaufenthalten im Allgemeinen hat dagegen mit zunehmender Dauer nachgelassen. Die von Johnson vorgetragenen Zahlen haben dazu beigetragen, dass sich die 21 von der FDA geladenen Experten am Ende einstimmig für die Aktualisierung des Impfstoffs aussprachen.

rme

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