Bivalenter Booster hat viele Hospitalisierungen und Todesfälle bei Senioren verhindert

Tel Aviv – Eine Auffrischung des Impfschutzes gegen COVID-19 mit dem bivalenten mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer, der in Israel ausschließlich verwendet wird, hat trotz einer hohen Grundimmunität der Bevölkerung die Zahl der Hospitalisierungen und Todesfälle bei Senioren deutlich gesenkt.
Dies geht aus einer Studie hervor, deren Ergebnisse auf der Jahrestagung der European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases in Kopenhagen vorgestellt und in Lancet Infectious Diseases (2023; DOI: 10.1016/S1473-3099(23)00122-6) publiziert wurden.
Israel hat der Bevölkerung frühzeitig eine Impfung gegen COVID-19 angeboten, die in der Regel mit Comirnaty erfolgte. Als die bivalente Variante des mRNA-Impfstoffs im September 2022 eingeführt wurde, hatte die Mehrzahl der Bevölkerung bereits 4 Impfungen erhalten.
Es war inzwischen zu einer gewissen Impfmüdigkeit gekommen, und die neue Vakzine, die der Bevölkerung erneut kostenlos offeriert wurde, stieß auf mäßiges Interesse. Auch in der Risikogruppe der über 65-Jährigen ließ sich nur knapp ein Viertel der Mitglieder von „Clalit Health Service“ (CHS), der größten der 4 Krankenversicherer des Landes, impfen.
Ronen Arbel von CHS in Tel Aviv und Mitarbeiter haben die Auswirkungen des bivalenten Boosters auf die Hospitalisierungs- und Sterberate an COVID-19 in den ersten 3 Monaten nach der Einführung analysiert. Die Epidemie wurde in dieser Zeit von den Varianten BA.5 und BQ1 dominiert, die gut vom bivalenten Impfstoff erfasst wurden. Er enthält neben dem Wildtyp auch die mRNA für das S-Protein von BA.4/5.
Die Forscher stellten die 134.215 Versicherten, die einen bivalenten Impfstoff im Alter von durchschnittlich 76,9 Jahren erhalten hatten (für 89 % war es die 5. Impfung), den 435.304 Senioren (74,7 Jahre) gegenüber, die das Impfangebot nicht angenommen hatten.
In dieser Gruppe waren 50 % zuvor 3 Mal und 40 % 4 Mal geimpft worden. In beiden Gruppen hatte es zudem durchschnittlich 0,3 Infektionen pro Person mit SARS-CoV-2 gegeben.
Aufgrund der abgeschwächten Pathogenität von Omikron und der hohen Grundimmunität der Senioren kam es nur zu wenigen Hospitalisierungen und zu noch weniger Todesfällen. In der Gruppe, die einen bivalenten Booster erhalten hatte, waren es insgesamt 32 Infektionen und 13 Todesfälle gegenüber 541 Hospitalisierungen und 172 Todesfällen bei den Personen, die keinen bivalenten Booster erhalten hatten.
Arbel und Mitarbeiter ermitteln eine adjustierte Hazard Ratio von 0,28 (95-%-Konfidenzintervall 0,19-0,40) für Hospitalisierungen und von 0,32 (0,18-0,58) für Todesfälle, also einen Rückgang um 72 % und 68 %. Die „Number needed to vaccinate“, um einem Senior eine Krankenhausbehandlung zu ersparen, betrug 1.118. Einer von 3.722 Senioren wurde durch die Impfung vor dem Tod an COVID-19 bewahrt.
Nach Ansicht von Arbel gab es deshalb für ältere Menschen und andere Risikogruppen gute Gründe, sich durch einen bivalenten Booster vor COVID-19 zu schützen. Ob der monovalente Impfstoff dasselbe Ziel erreicht hätte, konnte die Studie nicht klären, da er in Israel nach der Einführung des bivalenten Impfstoffs nicht mehr angeboten wurde. Frühere Studien hatten allerdings gezeigt, dass die bivalente Vakzine zumindest während der Dominanz von BA.5 die bessere Wahl war.
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