Medizin

COVID-19 kann Entwicklung eines Typ-1-Diabetes bei Kindern beschleunigen

  • Dienstag, 16. Juli 2024
/Photographee.eu, stock.adobe.com
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München – Kinder, die sich wegen des Nachweises von 2 oder mehr Inselzellantikörpern im Blut im Vorstadi­um der Erkrankung befanden, sind während der Pandemie häufiger an einem Typ-1-Diabetes erkrankt. Dies zeigt eine Analyse der deutschen Fr1da-Kohorte im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA, 2024; DOI: 10.1001/jama.2024.11174).

Infektionen gelten als mögliche Trigger von Autoimmunerkrankungen. Dies zeigte sich auch in den ersten beiden Jahren der Pandemie. Ein Team um Ezio Bonifacio vom „Center for Regenerative Therapies“ an der TU Dresden konnte den Zusammenhang im vergangenen Jahr für den Typ-1-Diabetes zeigen (JAMA, 2023; DOI: 10.1001/jama.2023.8674). Diese Erkrankung wird – anders etwa als eine rheumatoide Arthritis – zu 100 % diagnostiziert, da der Ausfall der Insulinproduktion zu einer lebensgefährlichen Krise führt.

Eine Analyse der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns ergab, dass in den Jahren 2000/2021 fast doppelt so viele Kinder neu am Typ-1-Diabetes erkrankten wie in den Jahren 1998/1999 vor der Pandemie (705 ver­sus 460 Kinder). Die Inzidenzrate stieg damit von 19,5 auf 29,9 pro 100.000 Personenjahre. Bei den Kindern mit nachgewiesener COVID-19-Diagnose betrug die Inzidenz sogar 55,2/100.000 Personenjahre.

Ein Team um Anette-Gabriele Ziegler vom Institut für Diabetesforschung (IDF) am Helmholtz-Institut in Neu­herberg bei München hat jetzt die Daten der Fr1da-Kohorte ausgewertet. Es handelt sich um Kinder, bei de­nen bei einer Screeninguntersuchung 2 oder mehr Inselzellantikörper nachgewiesen wurden. Die meisten dieser Kinder erkranken früher oder später an einem Typ-1-Diabetes.

In den Jahren 2015 bis Februar 2020 hatte die Inzidenzrate 6,5 pro 100 Personenjahre betragen. Im Zeitraum von März 2020 bis Oktober 2023 hat sie sich auf 12,1/100 Personenjahre nahezu verdoppelt.

Bei den Kindern mit einer nachgewiesenen Erkrankung an COVID-19 betrug die Inzidenz 14,0/100 Personen­jahre. Die Forscherin schließt daraus, dass eine SARS-CoV-2-Infektion das Fortschreiten zum klinischen Typ-1-Diabetes bei Kindern mit vorbestehender Inselautoimmunität beschleunigen kann.

rme

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