COVID-19: US-Apotheken dürfen Paxlovid ohne Rezept abgeben

Silver Spring/Maryland – Die US-Arzneimittelagentur FDA hat die rezeptfreie Abgabe des Virustatikums Paxlovid durch Apotheker erlaubt. Voraussetzung ist, dass die Patienten eine elektronische oder schriftliche Krankenakte und eine Liste aller eingenommenen Medikamente vorlegen. Der Apothekerverband hat die Freigabe begrüßt. Von der American Heart Association kam Kritik.
Das Virustatikum Paxlovid kann einen schweren Verlauf von COVID-19 verhindern, wenn es frühzeitig eingenommen wird. Die Behandlung sollte innerhalb von 5 Tagen nach Symptombeginn erfolgen. Da Patienten sich bei Beschwerden möglicherweise nicht sofort testen, kann es – vor allem in abgelegenen Regionen – schwierig werden, rechtzeitig einen Arzttermin zu erhalten.
Die FDA hat sich deshalb entschlossen, eine Abgabe auch ohne ärztliches Rezept zu erlauben. Dies ist deshalb problematisch, weil der Wirkstoff Nirmatrelvir über die Nieren ausgeschieden wird.
Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion kann es ohne Dosisreduktion zu einer Überdosierung kommen. Der Wirkstoffverstärker Ritonavir kann die Leberenzyme erhöhen, weshalb von einer Einnahme von Paxlovid bei bestehender Leberfunktionsstörung abgeraten wird.
Ritonavir hemmt zudem in der Leber das Enzym CYP3A, was den Abbau anderer Medikamente verlangsamt und dort zu Überdosierungen führen könnte. Es gibt demnach gute Gründe für eine ärztliche Verordnung, da nur der Arzt die Krankengeschichte und die Medikation des Patienten kennt.
Die FDA hat sich deshalb entschlossen, eine Abgabe durch die Apotheken nur unter bestimmten Auflagen zu genehmigen. Um das Mittel rezeptfrei zu erhalten, müssen die Patienten elektronische oder gedruckte Patientenakten vorlegen, die weniger als 12 Monate alt sind.
Der Apotheker soll dadurch erkennen können, ob bei dem Patienten Nieren- oder Leberprobleme vorliegen. Die Apotheker können diese Informationen auch durch Rücksprache mit der Krankenkasse erhalten. Die 2. Voraussetzung ist, dass der Patient eine Liste aller Medikamente vorlegt, einschließlich rezeptfreier Mittel. Dies soll es dem Apotheker ermöglichen, potenziell schwerwiegende Wechselwirkungen mit Paxlovid zu erkennen.
Die Ansichten, ob Apotheker dazu in der Lage sind, gehen naturgemäß auseinander. Der Apothekerverband ASHP („American Society of Health-System Pharmacists“) begrüßte die Entscheidung und sieht seine Mitglieder in der Lage, die Bedingungen für die Abgabe von Paxlovid zu überprüfen.
Die „American Medical Association“ riet den Patienten jedoch dringend, sich zunächst an ihren Arzt zu wenden, der ihre Krankengeschichte kennt, und am besten die unterschiedlichen Behandlungsoptionen mit ihnen besprechen könne.
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