Medizin

Gut vorbereitete Länder hatten in der Coronapandemie weniger Tote

  • Freitag, 7. Juli 2023
/ImageFlow, stock.adobe.com
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Providence – Die große Mehrheit der Länder, die hinsichtlich Prävention, Erkennung, Monitoring und Response gut vorbereitet in die COVID-19-Pandemie gingen, hatten niedrigere Mortalitätsraten als weniger gut vorbereitete Länder. Das zeigt eine neue Studie zur Pandemic Preparedness von 195 Ländern in BMJ Global Health (2023; DOI: 10.1136/bmjgh-2023-012203).

Frühere Studien hatten beobachtet, dass Länder mit der besten Pandemic Preparedness am meisten unter COVID-19 litten“, schreiben Jorge Ricardo Ledesma vom Department of Epidemiology an der Brown University School of Public Health in Providence, USA, und seine Kollegen.

Aber diese Studien hatten 2 entscheidende Mängel: Sie berücksichtigten nicht das Alter der Bevölkerungen und damit auch nicht die von Vornherein höheren Sterberaten in Ländern mit älterer Bevölkerung. Und auch den Kapazitäten zum Nachweis von Infektionen und Todesfällen sowie zur Berichterstattung darüber wurde keine Rechenschaft gezollt. Das kann die Daten verzerren und den Anschein erwecken, dass besser vorbereitete Länder schlechter abschnitten als diejenigen mit geringeren Kapazitäten.

Falsche Schlussfolgerung

Dies habe dazu geführt, dass einige zu der falschen Schlussfolgerung gekommen seien, dass eine gute Pandemic Preparedness wenig Einfluss auf die Outcomes einer Pandemie habe, schreiben die Forschenden.

Um diese Fehler nicht zu machen, arbeiteten Ledesma und seine Kollegen mit einer „vergleichbaren Sterberate“: „Wir standardisierten die COVID-19-assoziierte Übersterblichkeit, indem wie die beobachtete Übersterblichkeit mit einer zu erwartenden altersspezifischen COVID-19-Sterberate eines Referenzlandes verglichen“, erklären sie ihre Vorgehensweise.

Und tatsächlich zeigte die Studie: Wenn man das Alter der Bevölkerung und die Kapazität, COVID-19-Erkrankungen und Todesfälle zu diagnostizieren und zu dokumentieren, berücksichtigt, dann war die Pandemie in Ländern mit einem hohen Global Health Security Index eindeutig weniger tödlich.

Der Global Health Security Index misst, wie gut die Pandemic Preparedness von 195 Länder ist. Mit dem Begriff Pandemic Preparedness wird beschrieben, wie gut ein Land darauf vorbereitet ist, eine Pandemie zu verhindern, zu erkennen, zu monitoren oder darauf zu reagieren. Deutschland befindet sich mit einem GHS-Index von 65,5 (2021) auf Platz 8 der 195 Länder.

Mit gute Vorbereitung kann man Leben retten

Mit diesem Ansatz fanden die Forschenden eine signifikante Korrelation zwischen einer besseren Pandemic Preparedness und einer geringeren COVID-19-assoziierten Übersterblichkeit. Deutschland gehört demnach zu den Ländern mit einer vergleichbaren Sterberate von 0,5-1.

„Unsere Analyse bestätigt, was man erwarten würde: Dass man während einer weltweiten Gesundheitskrise mehr Leben retten kann, wenn man sich auf eine Pandemie vorbereitet, bevor sie ausbricht“, wird Seniorautorin Jennifer Nuzzo, Direktorin des Pandemiezentrums an der Brown University School of Public Health, in einer Mitteilung zitiert.

„Länder, die vor der Pandemie signifikant in ihre Fähigkeit investierten, vorzubeugen, nachzuweisen und auf diese Art von Ereignissen zu reagieren, waren viel effektiver darin, die Gesundheit ihrer Bevölkerungen zu schützen und hatten insgesamt viel bessere Outcomes.“

Die Ausnahme von der Regel

Eine große Ausnahme bilden hier die Vereinigten Staaten. Sie nehmen Platz 1 auf dem GHS-Index ein (75,9), dennoch hatten 62 andere Länder niedrigere vergleichbare Sterberaten. Eine mögliche Erklärung: Die Vereinigten Staaten gingen in die Pandemie mit relativ schlechten Scores bei was der GHS-Index die „Risikoumgebung“ nennt. Diese misst die Kapazität eines Landes, Strategien zu entwickeln und zu implementieren, die es erlauben, schnell und effektiv auf eine Krise zu reagieren.

Die Studienautoren erklären, dass sich diese Defizite in den Vereinigten Staaten in einer planlosen Reaktion auf COVID-19 manifestiert hätten. Die Folge: Unterschiedliche Eindämmungsmaßnahmen in verschiedenen Staaten, Richtlinien, die die Verteilung von Testausrüstung verlangsamten und eine inkonsistente Informationspolitik, die die Compliance mit Eindämmungsmaßnahmen wie Social Distancing und Impfung unterminierten.

Die Leistungsträger in der Kategorie „Risikoumgebung“ des GHS-Index – Island, Australien und Neuseeland – hätten dagegen einige der niedrigsten Sterberaten während der Pandemie gehabt.

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