Medizin

Hamburger Forscher weisen erstmals Mikroplastik in menschlicher Leber nach

  • Montag, 11. Juli 2022
/Rasi, stock.adobe.com
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Hamburg – Zum ersten Mal konnte im humanen, zirrhotisch veränderten Lebergewebe Mikroplastik nachge­wiesen werden. Das berichten Forschende vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Uni­versität Hamburg im Fachmagazin eBioMedicine (2022, DOI: 10.1016/j.ebiom.2022.104147). Sowohl im ge­sunden Lebergewebe als auch im gesunden Nieren- und Milzgewebe ließ sich dagegen keine Mikroplastik feststellen.

Die Hamburger Foschenden hatten Gewebeproben von 6 Patienten mit einer Leberzirrhose untersucht. Dane­ben analysierten sie Gewebeproben der Leber, der Nieren und der Milz von 5 Menschen ohne Lebererkran­kung.

Mikroplastikpartikel in menschlichem Gewebe zu identifizieren und zu analysieren, sei aufgrund der geringen Größe und Menge besonders herausfordernd, betonte Elke Fischer, Letztautorin und Leiterin der AG Microplas­tic Research am Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit der Universität Hamburg, in einer Pres­se­mitteilung des UKE. „Wir haben hierfür eine neue Methode entwickelt, die Färbeverfahren mittels Nilrot und Fluoreszenzmikroskopie kombiniert.“

Mit dieser Methode konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler 6 verschiedene Formen der Mikro­plastikpartikel mit einer Größe von 4 bis 30 µm im zirrhotisch veränderten Lebergewebe aufspüren. Erst kürz­lich wurden die kleinen Partikel im menschlichen Blut, Stuhl und der menschlichen Plazenta entdeckt. Im Gewebe war dies bislang nur bei Nagetieren gelungen.

Den Autoren zufolge könnte eine chronische Lebererkrankung eine Schlüsselrolle in der Akkumukation von Mikroplastik in dem Organ einnehmen. Es müsste untersucht werden, ob die Partikelansammlung eine poten­zielle Ursache für die Entstehung einer Zirrhose oder eine Folge der Zirrhose und der portalen Hypertonie sei.

So könnten der Pfortaderhochdruck und die damit verbundene veränderte Darmpermeabilität bei Leberzir­rho­se dazu führen, dass Mikroplastikpartikel vermehr aus dem Darm aufgenommen werden, vermutete Thomas Horvatits, Erstautor und Oberarzt in der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik des UKE.

„Welchen Stellenwert die Ablagerung von Mikroplastik in der Leber auf den Erkrankungsverlauf von Patien­tinnen und Patienten mit Lebererkrankung hat, müssen künftige Studien zeigen“, hob der Mediziner hervor.

aks/afp

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