Medizin

Kommerziell erhältliche Mundspüllösungen inaktivieren SARS-CoV-2 im Labor

  • Dienstag, 11. August 2020
/hisa-nishiya, stock.adobe.com
/hisa-nishiya, stock.adobe.com

Bochum – Das Coronavirus SARS-CoV-2 kann im Labor durch die 30-sekündige Anwen­dung kommerziell erhältlicher Mundspüllösungen inaktiviert werden, wie ein Wissen­schaftlerteam mehrerer deutscher Universitäten berichtet. Was die Mundspülungen in vivo leisten können, müsse allerdings noch in klinischen Studien untersucht werden, schreiben die Virologen im Journal of Infectious Diseases (DOI: 10.1093/infdis/jiaa471).

Der Rachen und die Speicheldrüsen sind im Frühstadium der COVID-19-Erkrankung das Epizentrum der Virusreplikation und -transmission. Untersuchungen mit anderen be­hüllten Viren, auch Coronaviren, sprechen für Mundspülungen als mögliche Strategie gegen Infektionen mit SARS-CoV-2.

Erstautorin Toni Luise Meister von der Abteilung für Molekulare und Medizinische Viro­lo­gie der Ruhr-Universität Bochum und ihre Koautoren analysierten die viruzide Wirkung von acht kommerziell erhältlichen Mundspüllösungen mit verschiedenen Wirkstoffen.

Das Testverfahren bestand aus einem quantitativen Suspensionstest drei verschiedener SARS-CoV-2-Isolate, die mit einer interferierenden Substanz vermischt waren, um die nasale Sekretion nachzuahmen. Die Expositionszeit betrug 30 Sekunden.

Coronavirus „hoch empfindlich“ im Suspensionstest

Die Autoren berichten, dass sich die verschiedenen SARS-CoV-2-Stämme als hochem­pfind­lich gegenüber den verschiedenen Mundspülungen erwiesen hätten.

Drei der acht Mundspüllösungen – eine mit Dequaliniumchlorid und Benzalkonium­chlo­rid, eine mit Polyvidon-Jod und eine mit Ethanol und essenziellen Ölen – reduzierten die Infektivität der Viren um das Dreifache des Ausgangswertes – und damit auf einen nicht länger de­tek­tierbaren Level.

Aber auch mit den anderen Mundspülungen, die andere Wirkstoffe enthielten, beobachte­ten die Wissenschaftler eine viruzide Aktivität; die Log-Reduktionsfaktoren reichten von 0,3 bis 1,78.

Nur eine Mundspülung mit Polyhexamethylenbiguanid schnitt etwas schlech­ter ab, sie habe bei einem der drei SARS-CoV-2-Stämme nur zu einer „moderaten Reduktion“ ge­führt, wie es in dem Studienbericht heißt.

Die ersten Studien zur Reduktion der Viruslast bei COVID-19-Patienten mithilfe von Mund­spülungen seien bereits registriert, schreiben die Wissenschaftler um Meister.

Ihr Fazit: „Unsere Ergebnisse sprechen klar für die Evaluation bestimmter Formulierungen im klinischen Kontext, um zu untersuchen, ob die Dekontamination (…) der Mundhöhle bei Patienten und medizinischem Personal das Potenzial hat, Virusübertragungen zu verhindern.“

nec

Diskutieren Sie mit:

Diskutieren Sie mit

Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.

Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Artikel.

Newsletter-Anmeldung

Informieren Sie sich täglich (montags bis freitags) per E-Mail über das aktuelle Geschehen aus der Gesundheitspolitik und der Medizin. Bestellen Sie den kostenfreien Newsletter des Deutschen Ärzteblattes.

Immer auf dem Laufenden sein, ohne Informationen hinterherzurennen: Newsletter Tagesaktuelle Nachrichten

Zur Anmeldung