Medizin

Mehr als fünf Millionen Kinder erlebten nahe Coronatodesfälle

  • Freitag, 25. Februar 2022
/Mariakray, stock.adobe.com
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London – Mindestens 5,2 Millionen Kinder und Jugendliche haben einer Studie zufolge weltweit bis zum vergangenen Herbst im Zusammenhang mit der Pandemie einen Elternteil oder Sorgeberechtigten verlo­ren.

Damit übersteigt ihre Zahl die in dem 20-monatigen Untersuchungszeitraum (März 2020 bis Oktober 2021) verzeichneten 5 Millionen Coronatodesfälle, wie internationale Forscher verschiedener Universi­tä­ten herausfanden, die ihre Ergebnisse gesterng im Fachmagazin Lancet Child Adolescent Health (2022; DOI: 10.1016/S2352-4642(22)00005-0) veröffentlichten.

Das bedeutet, dass für jeden Coronatodesfall mehr als ein Minderjähriger kommt, der einen Elternteil oder Sorgeberechtigten verloren hat. Für ihre Auswertung bezogen sich die unter anderem am Londoner Imperial College tätigen Wissenschaftler auf verfügbare offizielle Daten zu den in den jeweiligen Natio­nen verzeichneten Coronatodesfällen sowie zur Übersterblichkeit und stellten auf dieser Basis Modellie­rungen an.

Die genannten Zahlen könnten den Forschern zufolge auch noch rückwirkend ansteigen, wenn sich die Datenqualität verbessert. In vielen Regionen wird mit einer extrem hohen Dunkelziffer gerechnet.

Zwei von drei Minderjährigen, die in der Pandemie einen Elternteil oder eine sorgeberechtigte Person verloren, waren im Alter von 10 bis 17 Jahren. Außerdem wird aus den Daten sehr deutlich, dass Männer häufiger an CCOVID-19 gestorben sind als Frauen: Drei von vier betroffenen Kindern und Jugendlichen haben ihren Vater verloren.

Außerdem zeigten sich enorme regionale Unterschiede: Während in Indien in dem Zeitraum rund 1,9 Millionen Kinder einen Verlust erlitten und in Mexiko 192.000, waren es in Deutschland lediglich 2.400. 1.800 davon verloren ihren Vater, 600 die Mutter.

Die Forscher sprechen sich auf Basis ihrer Auswertung dafür aus, die Bedürfnisse von Kindern und Ju­gend­­lichen, die Eltern oder enge Bezugspersonen verloren haben, stärker politisch zu berücksichtigen.

So müssten entsprechende Programme geschaffen werden, die auf ihre speziellen Erfahrungen ein­gehen. Insbesondere bei Jugendlichen bestehe ansonsten ein erhöhtes Risiko für psychische und körper­liche Erkrankung, negative Auswirkungen auf die Bildung oder ihre Bindung zur Familie.

dpa

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