Medizin

Myoperikarditis nach COVID-19-Impfung nicht häufiger als nach anderen Impfungen

  • Dienstag, 12. April 2022
/freshidea, stock.adobe.com
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Singapur – Eine Metaanalyse von 22 Studien mit mehr als 400 Millionen Impfungen kommt zu dem Ergebnis, dass das Myoperikarditisrisiko nach COVID-19-Impfungen mit dem anderer Impfungen ver­gleichbar ist, teils sogar niedriger liegt.

Die Gesamtinzidenz lag bei 18 Fällen pro Million COVID-19-Impfdosen, bei anderen Impfungen betrug die Myoperikarditisrate im Schnitt 56 pro Million Impfdosen, wie die Autoren in The Lancet Respiratory Medicine berichten (DOI: 10.1016/S2213-2600(22)00059-5).

Risikofaktoren für eine Myoperikarditis waren der Analyse zufolge ein Alter unter 30 Jahren (40,9 Fälle pro Million Dosen), männliches Geschlecht (23 Fälle pro Million Dosen), Impfung mit einem mRNA-Vakzin (22,6 Fälle pro Million Dosen) und eine Zweitimpfung (31,1 Fälle pro Million Dosen) – jeweils im Vergleich zu allen COVID-19-Impfungen in der Allgemeinbevölkerung.

Erstautor Ryan Ruiyang Ling von der Yong Loo Lin School of Medicine an der National University of Singapore, Singapur, und seine Kollegen schreiben, dass der Nutzen einer COVID-19-Impfung das Risiko dieser seltenen Nebenwirkung offensichtlich weit überwiege.

Impfungen gegen COVID-19, Influenza und Pocken im Vergleich

Ihre Analyse basiert auf 4 internationalen Datenbanken, in denen neben COVID-19-Impfungen zum Bei­spiel auch Influenza- oder Pockenimpfungen verzeichnet sind. Ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Myoperikarditisinzidenz nach COVID-19-Impfungen (18 Fälle pro Million Dosen) und Nicht-COVID-19-Impfungen (56 Fälle pro Million Dosen) habe es nicht gegeben, berichten sie.

Die 22 analysierten Studien umfassen Impfdaten von Januar 1947 bis Dezember 2021. Die Myoperikar­ditisgesamtinzidenz betrug 33,3 Fälle pro Million Impfdosen. 11 Studien hatten sich speziell mit COVID-19-Impfungen befasst. Von den 395 Millionen analysierten COVID-19-Impfungen erfolgten fast 300 Mil­lionen mit mRNA-Impfstoffen. Die restlichen Studien berichteten über Impfungen gegen Pocken (2,9 Mil­lio­­nen), Influenza (1,5 Millionen) und andere Infektionskrankheiten (5,5 Millionen Dosen).

Nicht auf Kinder unter 12 Jahren übertragbar

Die Autoren weisen auf gewisse Limitationen ihrer Analyse hin: Nur ein kleiner Teil der untersuchten Imp­fungen sei bei Kindern unter 12 Jahren erfolgt, weshalb man die Ergebnisse nicht auf diese Alters­gruppe verallgemeinern könne. Bei den Geimpften über 12 Jahren deuteten die Ergebnisse aber darauf hin, dass sich das Risiko für Myoperikarditis bei dieser neu zugelassenen Gruppe von Impfstoffen gegen COVID-19 nicht von dem bei Impfungen gegen andere Infektionskrankheiten unterscheide.

Nebenwirkung der impftypischen Entzündung

„Das Auftreten von Myoperikarditis nach Nicht-COVID-19-Impfungen könnte darin begründet sein, dass es sich bei Myoperikarditis um eine Nebenwirkung des Entzündungsprozesses handelt, der von jeder Impfung induziert wird und nicht spezifisch für das Spikeprotein der COVID-19-Impfung oder -infektion ist“, schreiben sie.

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