Medizin

Nach Impfung mit Coronavakzin von Janssen könnte Risiko für Guillain-Barré-­Syndrom erhöht sein

  • Freitag, 3. Februar 2023
/Romain TALON, stock.adobe.com
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Atlanta – Der COVID-19-Impfstoff Ad26.COV2.S von Janssen könnte mit einem erhöhten Risiko für das Guil­lain-Barré-Syndroms (GBS) einhergehen. Das zeige eine Auswertung der an die US-Nebenwirkungsdatenbank VAERS gemeldeten Fälle, wie die Studienautoren in JAMA Network Open berichten (2023; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.53845).

Für die beiden mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna wurden keine entsprechenden Assoziatio­nen gefunden. „Das Guillain-Barré-Syndrom war eine präspezifizierte Nebenwirkung von besonderem Interes­se im COVID-19-Vakzin-Monitoring, da es in der Vergangenheit bereits mit anderen Impfungen in Verbindung gebracht wurde“, schreiben Erstautor Winston E. Abara vom COVID-19 Response Team der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), Atlanta, und seine Kollegen.

Sie werteten die dem Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS) gemeldeten Berichte über Erkrankun­gen am Guillain-Barré-Syndrom aus und verglichen die Meldemuster in den 21 und 42 Tagen nach der Im­pfung zwischen den COVID-19-Vakzinen Ad26.COV2.S (Janssen), BNT162b2 (BioNTech/Pfizer) und mRNA-1273 (Moderna). In die retrospektive Kohortenstudie flossen alle von Dezember 2020 bis Januar 2022 an VAERS gemeldeten Fälle ein.

Höhere Erkrankungsrate nach Impfung mit Ad26.COV2.S

Die Analyse umfasst insgesamt 487.651.785 COVID-19-Impfdosen, davon 3,7 % Ad26.COV2.S, 54,7 % BNT162b2 und 41,6 % mRNA-1273. Es wurden 295 Fälle von Guillain-Barré-Syndrom, die nach einer COVID-19-Impfung auftraten, an das VAERS gemeldet, in 275 Berichten (93,2 %) war eine Hospitalisierung verzeichnet.

Innerhalb von 21 Tagen nach einer COVID-19-Impfung traten 209 gemeldete Fälle von Guillain-Barré-Syn­drom auf, innerhalb von 42 Tagen waren es 253. Die 21-Tages-Raten an Meldungen pro 1.000.000 Dosen betrugen 3,29 für Ad26.COV2.S, 0,29 für BNT162b2 und 0,35 für mRNA-1273. Die entsprechenden Raten in den 42 Tagen nach der Impfung betrugen 4,07 für Ad26.COV2.S, 0,34 für BNT162b2 und 0,44 für mRNA-1273.

Kein Zusammenhang mit mRNA-Impfstoffen erkennbar

In den 21 Tagen nach der Impfung mit dem Vakzin von Janssen sei häufiger über das Auftreten eines Guillain-Barré-Syndrom berichtet worden als nach der Impfung mit den Vakzinen von BioNTech (RRR 11,40 [95-%-KI 8,11-15,99]) oder Moderna (RRR 9,26 [95-%-KI 6,57-13,07]), schreiben die Autoren um Abara.

Ähnliches war in den 42 Tagen nach der Impfung zu beobachten (BNT162b2: RRR 12,06 [95-%-KI 8,86-16,43; mRNA-1273: RRR 9,27 [95-%-KI 6,80-12,63).

Die Rate von beobachten zu erwarteten Fällen an Guillain-Barré-Syndrom betrug 3,79 ([95-%-KI 2.88-4.88) für den 21-Tages-Zeitraum und 2,34 ([95-%-KI 1.83-2.94) für den 42-Tages-Zeitraum nach der Impfung mit Ad26.COV2.S. Nach der Impfung mit BNT162b2 und mRNA-1273 lag die Rate in beiden Zeiträumen unter 1 (nicht signifikant).

Absolutes Risiko ist gering

„Unsere retrospektive Studie liefert Evidenz für ein erhöhtes Risiko, innerhalb von 21 oder 42 Tagen nach einer Impfung mit Ad26.COV2.S am Guillain-Barré-Syndrom zu erkranken. Das absolute Risiko für Guillain-Barré-Syndrom nach einer Impfung mit Ad26.COV2.S liegt wahrscheinlich in einer Größenordnung von einigen Fällen pro Million Impfdosen“, schreiben Abara und seine Kollegen.

Im Gegensatz habe es keine Hinweise auf erhöhte Risiken für Guillain-Barré-Syndrom nach Impfungen mit BNT162b2 und mRNA-1273 gegeben. Dies deute darauf hin, dass die nach mRNA-Impfungen gegen COVID-19 aufgetretenen Fälle von Guillain-Barré-Syndrom möglicherweise die Hintergrundinzidenz der Erkrankung widerspiegelten, ergänzen sie.

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