Neuer Ansatz gegen die Metastasierung von Brust- und Lungenkrebs

Heidelberg – Einen neuen Ansatz gegen die Metastasierung von Brust- und Lungenkrebs beschreiben Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg im Fachjournal EMBO Molecular Medicine (doi 10.15252/emmm.201911164):
Danach ist ein Rezeptormolekül namens Tie1 in Endothelzellen von Blutgefäßen mitverantwortlich dafür, dass Tumoren Gefäße ausbilden und somit wachsen und metastasieren können. In der aktuellen Studie ist es den Wissenschaftlern gelungen, diesen Rezeptor mit einem Antikörper zu blockieren und so bei Mäusen mit Brust- oder Lungenkrebs das Ausbilden von Metastasen zu verhindern.
Genau wie gesundes Gewebe sind Tumoren auf Nährstoffe angewiesen, die sie über den Blutkreislauf erhalten. Doch da Krebszellen sich rasch vermehren und die Geschwülste entsprechend schnell wachsen, kann hier ein Engpass entstehen – wenn nicht gleichzeitig auch neue Blutgefäße heranreifen. Diese neuen Blutgefäße sind auch Transportwege, über die Krebszellen zu entfernten Organen gelangen, wo sie zu Metastasen auswachsen. Ein Ziel in der Krebstherapie ist es daher, die Angiogenese zu unterdrücken.
Bekannt ist, dass Tie1 bei der Tumorentwicklung und beim Wachstum von Blutgefäßen im Tumor vermehrt entsteht. „Wir kennen den Bindungspartner von Tie1 nicht und können daher noch nicht im Detail sagen, wie der Rezeptor wirkt“, sagt DKFZ Forscher Mahak Singhal, Erstautor der aktuellen Studie.
Was die Wissenschaftler aber herausgefunden haben: Tie1 trägt bei fortschreitenden Krebserkrankungen dazu bei, dass sich das Wachstum der Blutgefäße und der Tumoren selbst beschleunigt. Außerdem destabilisiert Tie1 die Wände der Blutgefäße und fördert dadurch das Entstehen von Metastasen.
Die Forscher haben daher im Mausmodell Tie1 genetisch ausgeschaltet. Einen nennenswerten Effekt auf die Bildung von Blutgefäßen in den Tumoren konnten sie zwar nicht beobachten – dafür wiesen die behandelten Tiere signifikant weniger Metastasen auf als unbehandelte Mäuse mit Brust- oder Lungentumoren. Das heißt, der Antikörper kann zwar die Angiogenese im Tumor nicht wirksam verhindern, birgt aber das Potenzial, bei einer Krebstherapie die Metastasenbildung auszubremsen.
„Noch allerdings haben wir nur bei Versuchstieren beobachtet, dass der Antikörper eine therapeutische Wirkung hat“, betont der Studienleiter Hellmut Augustin. „Bis er vielleicht tatsächlich eines Tages zur Behandlung von Krebspatienten zum Einsatz kommt, braucht es noch viele Experimente und Studien“, so der Wissenschaftler.
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