Omikron: Beim Husten werden bis zu 1.000-fach mehr Viren freigesetzt

Baltimore – Auch vollständig geimpfte oder geboosterte Menschen geben im Fall einer Infektion mit SARS-CoV-2 mit ihrer Atemluft Viren an ihre Umgebung ab, wobei häufiges Husten die Freisetzung der feinen Aerosole deutlich steigern kann. Nach einer Studie in medRxiv (2022; DOI: 10.1101/2022.07.27.22278121) war die Virusmenge geringer als bei einer typischen Grippeerkrankung.
Ein Team um Donald Milton von der Universität von Maryland in Baltimore hatte bereits vor einem Jahrzehnt ein Gerät entwickelt, mit dem sich die Konzentration von Viren in der Atemluft messen lässt.
„Gesundheit II“ besteht aus einem Trichter mit einer zum Probanden hin offenen Mündung. Die Probanden sitzen in einer Kammer und werden gebeten zu singen oder laut zu sprechen, während die ausgeatmete Luft vom Trichter aufgefangen und dann darin die Konzentration der Virusgene gemessen wird.
Das Gerät ermöglicht eine separate Untersuchung von feinen Aerosolen in einer Größe von weniger als 5 Mikrometern und groben Aerosolen. Es wurde ursprünglich zur Erforschung der Influenza entwickelt. Seit dem Beginn der Pandemie wurden in Baltimore aber auch 93 Patienten mit COVID-19 untersucht.
Trotz der begrenzten Teilnehmerzahl war erkennbar, dass die Virusausscheidung während der Alpha-, Delta- und Omikron-Welle gegenüber den Wildtyp aus der ersten Pandemiephase zugenommen hat.
Ein Unterschied zwischen den 3 „Variants of Concern“ (VOC) war nicht erkennbar. Allerdings waren alle Patienten, die sich mit Delta oder Omikron infiziert hatten, geimpft. Ob ungeimpfte Personen mehr Omikron-VOC freigesetzt hätten, kann die Studie nicht ausschließen.
Laut Milton waren die Konzentrationen in den feinen Aerosolen 5-fach höher als in den gröberen Aerosolen. Wie zu erwarten, korrelierten die Viruskonzentrationen in der Atemluft mit den Viruskonzentrationen in der Nase (mittlerer Nasengang) und dem Speichel.
Bei Omikron scheint die Korrelation mit dem Speichel stärker zu sein als mit der Nasenflüssigkeit. Weitere Prädiktoren waren der Schweregrad der Symptome und ein Husten während der Untersuchung.
Ein Proband, der während der 30-minütigen Untersuchung gleich 69 Mal hustete, hatte am Ende die höchste Virusmenge in der Fraktion der feinen Aerosole abgegeben. Sie war 1.000-fach höher als die Maximalwerte, die für Alpha- und Delta-Varianten gefunden wurden.
Sie war dennoch um den Faktor 2,4 niedriger, als die Virusmengen, die in früheren Jahren bei der Untersuchung von Grippepatienten gemessen wurden. Die Virusfreisetzung von SARS-CoV-2 könnte deshalb mit den derzeitigen VOC ihren Maximalwert noch nicht erreicht haben, meint Milton.
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