Omikron-Durchbruchsinfektionen könnten weniger Antikörper als Delta-Infektionen oder Boosterimpfung vermitteln

San Francisco – Delta-Durchbruchsinfektionen, aber auch eine Boosterimpfung scheinen höhere Antikörpertiter zu hinterlassen als Durchbruchsinfektionen mit Omikron. Zudem zeigten Tests mit virusähnlichen Partikeln (VLP) und Lebendviren bei mehr als 50 geimpften Teilnehmenden einen Antiköpertiteranstieg in Abhängigkeit der Infektionsschwere. Die Ergebnisse haben Forschende der University of California in Cell publiziert (2022; DOI: 10.1016/j.cell.2022.03.019).
Die Plasmaproben immunkompetenter, nicht geboosterter Patienten, wiesen nach einer Delta-Durchbruchsinfektion 10,8-fach höhere Neutralisationstiter gegen Wildtypviren (WT) auf als die Proben von Patienten mit einer Omikron-Durchbruchsinfektion (relative light unit, RLU: 20.481 versus 1.905; p=0,037). In beiden Fällen stiegen die Neutralisationstiter typischerweise innerhalb von 7 Tagen nach Auftreten der Symptome oder einem positiven PCR-Test an.
Nach einer Delta-Durchbruchsinfektion stiegen die Titer gegen WT um das 57-fache im Vergleich zu nicht infizierten geboosterten Personen. Deutlich niedriger war der Antikörperanstieg (3,1-fach) bei 2-fach-Geimpften nach einer Durchbruchsinfektion mit dem Delta-Virus. Eine Omikron-Durchbruchsinfektion sorgte hingegen auch bei den geboosterten nur für einen Anstieg der Antikörpertiter um das 5,8-fache, bei den Plasmaproben der 2-fach geimpften stiegen die Titer um das 3,1-fache.
Die Autoren schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass Omikroninfektionen einen geringeren Schutz vor Reinfektionen oder Infektionen mit zukünftigen Varianten bieten könnten. Dafür spricht auch der Vergleich einer Omikron-Durchbruchsinfektion mit einer Boosterimpfung: Der Anstieg der Antikörpertiter gegen WT durch Omikron-Durchbrüche betrug 1/3 des Anstiegs, der durch eine Boosterimpfung erzielt wurde (RLU: 1.524 versus 4.727).
Die Analyse der Antikörperneutralisierungsdiagramme ergab zudem höhere Titer bei mittelschweren Infektionen im Vergleich zu asymptomatischen oder leichten Infektionen, unabhängig von der Variante. Bei mittelschweren Durchbruchsinfektionen mit Delta oder Omikron wurden im Vergleich zu asymptomatischen oder leichten Infektionen 5-fach höhere neutralisierende Antikörpertiter festgestellt (RLU: 20.121 versus 3.982, p=0,20). Betrachtet man nur die Untergruppe der immunkompetenten Patienten ohne Booster, ergaben sich sogar 12,3-fach höhere neutralisierende Antikörpertiter gegen WT (20.481 versus 1.671, p=0,020).
Die US-Forschenden hatten Neutralisationstests bei 143 Plasmaproben von 68 Probanden durchgeführt, die sich bisher nicht mit SARS-CoV-2 infiziert hatten. Alle Teilnehmenden waren 2 Mal gegen SARS-CoV-2 geimpft, 15 hatten bereits eine Boosterimpfung erhalten.
Die Plasmaproben wurden mindestens 14 Tage und bis zu 305 Tage nach der 2. Impfung eingesammelt oder aber 2 bis 74 Tage nach der Boosterimpfung. Die gemessenen Antikörpertiter waren bei den Testreihen mit Lebendviren im Schnitt 2,5 Mal niedriger als bei den Tests mit VLPs. In einer 2. Versuchreihe analysierten die Forschenden Plasmaproben von geimpften Teilnehmenden, die eine Delta-Durchbruchsinfektion (n = 39) hatten oder eine Omikron-Durchbruchsinfektion (n = 14).
Schon im Februar gab es erste Preprints, die einen vagen Anlass zur Vermutung gaben, dass eine Omikron-Infektion weniger Schutz bieten könnte beim Aufbau eines Immunschutzes. Eine aktuelle Studie im NEJM macht ebenfalls wenig Hoffnung, dass eine Infektion mit Omikron einen stabilen Genesenenstatus bieten könnte.
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