Pooling-Verfahren ermöglicht Corona-Massentests

Homburg – Ein neues sogenanntes Pool-Testverfahren soll dabei helfen, den hohen Bedarf an Coronavirustestungen für Massenscreenings zu decken. Entwickelt haben es Virologen der Universität des Saarlandes. Die Arbeit ist im Fachmagazin The Lancet Infectious Diseases erschienen (DOI 10.1016/S1473-3099(20)30362-5).
„Um Personengruppen, die besonders schwer an einer Coronavirusinfektion erkranken können, besser zu schützen, müssen wir sie selbst, aber auch das Personal, das sie medizinisch betreut und pflegt, auf eine Coronavirusinfektion hin testen. Das betrifft etwa Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebsdiagnosen in Kliniken, aber auch Bewohner von Pflege- und Seniorenheimen. Dies kann nur gelingen, wenn wir in großem Maßstab Coronavirustests durchführen“, sagte Sigrun Smola, Direktorin des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum.
Die Virologen haben sich mit der Frage beschäftigt, ob nicht die in der Blutspende schon länger gängige Pooltechnologie auch für die Coronavirusdiagnostik verwendet werden könnte.
Die Homburger Forscher begannen mit einem eigens entwickelten Protokoll, Coronaabstriche bei medizinischem Personal, das keine Symptome zeigte, im Poolverfahren zu analysieren. Dafür wurden die Proben gebündelt getestet.
„Unser molekularbiologisches Verfahren mittels RT-PCR-Methode war so empfindlich, dass wir Proben von bis zu 30 Personen in einem Teströhrchen zusammenführen konnten, um mit einem einzigen Test ein positives Ergebnis zu erhalten, auch wenn nur eine einzelne Probe tatsächlich Viren enthielt.
Um die Coronainfektion der richtigen Person zuzuordnen, musste nur dieser positive Probenpool nochmals mit den üblichen molekularbiologischen Verfahren genauer untersucht werden“, erklärte Smola.
Mit dem Pool-Testverfahren werden laut den Wissenschaftlern jetzt in Zusammenarbeit mit dem saarländischen Gesundheitsministerium alle Senioren und Pflegekräfte in 131 Pflege- und Seniorenheimen des Saarlandes getestet. Dies betrifft rund 22.000 Menschen im Saarland.
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