Rheinland-Studie: Antikörperschutz lässt nach Infektion schnell nach

Bonn – Jeder 5. Teilnehmer der Rheinland-Studie, bei dem im Frühjahr letzten Jahres neutralisierende Antikörper gegen SARS-CoV-2 im Blut gefunden worden waren, hat inzwischen den Schutz vor einer erneuten Infektion wieder verloren.
Dies geht aus einer jetzt in Nature Communications (2021; DOI: 10.1038/s41467-021-22351-5) vorgestellten Nachuntersuchung hervor, die auf eine begrenzte Dauer der Immunität nach asymptomatischen oder leichten Infektionen hinweist.
Die Rheinland-Studie, die in einer Stichprobe der Bonner Bevölkerung eigentlich den Einfluss von Erbfaktoren, Lebenswandel und Umwelteinflüssen auf die Gesundheit untersuchen soll, hat im letzten Jahr einen ungeplanten neuen Schwerpunkt erhalten.
Zwischen dem 24. April und dem 30. Juni hat ein Team um Monique Breteler vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Blutproben von 4.771 Erwachsenen nach Antikörpern gegen SARS-CoV-2 gesucht. Mit einem ELISA-Test wurden bei 46 Teilnehmern IgG-Antikörper nachgewiesen, was eine Seroprävalenz von 0,97 % ergibt.
Die Forscher begnügten sich jedoch nicht, wie sonst in Seroprävalenzstudien üblich, mit dem Standardnachweis für Antikörper. Bei den 46 seropositiven Teilnehmern wurde in einem „plaque reduction neutralization test“ (PRNT) zusätzlich untersucht, ob das Plasma der Patienten in der Lage ist, die Viren von der Infektion von Zellkulturen abzuhalten.
Der PRNT ist ein wichtiger Funktionstest, der wegen des hohen Aufwands jedoch selten durchgeführt wird. Er prüft, ob die Antikörper tatsächlich vor einer weiteren Infektion schützen können. Dieser Test fiel bei 22 Teilnehmern positiv aus. Alle wurden im September 2020 – median 120 Tage nach der 1. Blutprobe – erneut getestet.
Bei den meisten Teilnehmern war der Titer der neutralisierenden Antikörper deutlich zurückgegangen. Bei 4 Teilnehmern war er unter einen Wert von 1:20 gefallen, der nach Einschätzung von Breteler nicht mehr sicher vor einer Infektion schützt.
Der Rückgang der Antikörper weist darauf hin, dass die Immunität nach einer natürlichen Infektion von begrenzter Dauer ist. Zu bedenken ist, dass die meisten Teilnehmer der Studie gar nicht oder nur mit milden Symptomen an COVID-19 erkrankt waren. Auch andere Studien haben gezeigt, dass eine milde Erkrankung eine schwächere Immunantwort hinterlässt.
Hinzu kommt, dass einige Menschen trotz fehlender Antikörper durch die T-Zellen vor einer Reinfektion geschützt sein könnten. Diese zelluläre Komponente der Immunantwort lässt sich durch Labortests nur schwer untersuchen.
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