Medizin

Risiko von Sinusvenenthrombose nach COVID-19 viel höher als nach Impfung

  • Donnerstag, 15. April 2021
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Oxford – Das Risiko, eine Sinusvenenthrobose (CVT) zu entwickeln, ist nach einer COVID-19-Infektion rund 100 Mal höher als in der Allgemeinbevölkerung und um ein Mehrfaches höher als nach einer COVID-19-Impfung oder einer Influenzaerkrankung. Dies zeigt eine heute auf der Publikationsplattform „OSF“ veröffentlichte Studie der Universität Oxford.

Die Arbeitsgruppe um Paul Harrison vom Department of Psychiatry der Universität Oxford und Maxime Taquet von der Oxford Health NHS Foundation untersuchten das Auftreten von CVTs 2 Wochen nach einer COVID-19-Diagnose (n= 513.284), nach einer Influenzaerkrankung (n=172.742) oder nach der 1. Dosis eines mRNA-Vakzins (Biontech oder Moderna; n=489.871). Als Vergleichswert diente außerdem die CVT-Hintergrundinzidenz in der Allgemeinbevölkerung.

Die CVT-Inzidenz nach einer COVID-19-Diagnose lag bei 39,0 pro Million und damit höher als nach einer Influenzaerkrankung (0 pro Million) oder nach einer Impfung mit einem mRNA-Vakzin (4,1 pro Million).
Die Inzidenz der in der Studie ebenfalls untersuchten Portalvenenthrombosen (PVT) lag nach einer COVID-19-Diagnose bei 436,4 pro Million.

Im Vergleich dazu erkrankten nach einer Influenza 98,4 Personen pro Million an einer PVT und nach einer Impfung mit einem mRNA-Vakzin 44,9 pro Million.

Die CVT-Inzidenz nach einer COVID-19-Diagnose war außerdem höher als die Hintergrundrate in der Allgemeinbevölkerung, die über einen 2-Wochen-Zeitraum bei 0,41 pro Million lag.

Ergebnisse sprechen auch für Astrazeneca-Vakzin

Die Autoren ergänzen, dass das CVT-Risiko nach einer COVID-19-Infektion auch höher gewesen sei als die aktuellste Schätzung der EMA für die CVT-Inzidenz nach Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca (5,0 pro Million).

Verglichen mit den aktuell verfügbaren COVID-19-Impfstoffen sei das CVT-Risiko nach einer COVID-19-Infektion somit um das 8- bis 10-fache höher. Im Vergleich zur Hintergrundinzidenz in der Allgemein­bevölkerung sei das CVT-Risiko nach einer COVID-19-Infektion etwa 100 Mal höher.

„Die Besorgnis über eine mögliche Assoziation zwischen COVID-19-Impfstoffen und dem Auftreten von CVT hat Regierungen und Zulassungsbehörden dazu veralasst hat, den Einsatz bestimmter Vakzine einzuschränken“, sagte Harrison. Doch die Schlüsselfrage sei doch, wie häufig CVTs nach einer COVID-19-Diagnose aufträten.

Wichtig für Nutzen-Risiko-Beurteilung

„Unsere Studie hat zu 2 wichtigen Ergebnissen geführt: Zum einen, dass COVID-19 das CVT-Risiko merklich nach oben treibt und zum anderen, dass das Risiko durch COVID-19 eine CVT zu erleiden, höher ist als nach einer Impfung gegen COVID-19, selbst bei den Unter-30-Jährigen“, ergänzte er. „Dies sollte berücksichtigt werden, wenn Nutzen und Risiko der Impfung beurteilt werden.“

Taquet riet zu einer vorsichtigen Interpretation der Ergebnisse, da die Daten zu dem Vakzin von Astrazeneca aus einer anderen Quelle stammten als die restlichen Daten. Zudem würden die Daten erst noch auflaufen und seien noch lange nicht vollständig.

Dennoch: „Das Signal, dass COVID-19 mit CVT verbunden ist, ebenso wie mit Portalvenenthrombosen, ist eindeutig, und eines, dem wir Beachtung schenken sollten.“

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