SARS-CoV-2: Asthmaspray mit Budesonid verhindert schwere Verläufe

Oxford – Die 2 Mal tägliche inhalative Anwendung von Budesonid aus einem handelsüblichen Asthmaspray hat in einer offenen randomisierten Phase-2-Studie die Dauer einer milden COVID-19 um einen Tag verkürzt und die Häufigkeit von schweren Verläufen um 90 % gesenkt. Die Ergebnisse wurden jetzt in MedRxiv (2021; DOI: 10.1101/2021.02.04.21251134) veröffentlicht.
Bereits in den ersten Kohortenstudien aus China war aufgefallen, dass asthmakranke Patienten bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 nur selten schwer an COVID-19 erkranken. Sollte dies daran liegen, dass die meisten Asthmatiker heute Sprays mit inhalativen Steroiden anwenden? Laborstudien zeigten, dass Glukokortikoide die Replikation von SARS-CoV-2 in Atemwegsepithelien hemmen.
Dass Steroide den Verlauf einer Erkrankung günstig beeinflussen können, hat dann die Recovery-Studie gezeigt. Patienten unter einer niedrigdosierten Behandlung mit Dexamethason hatten in der Phase-3-Studie COVID-19 häufiger überlebt. Steroide gehören seither bei schweren Verläufen zum Behandlungsstandard.
Ein Team um Mona Bafadhel von der Universität Oxford hat in den letzten Monaten in der „STerOids in COVID-19“ oder STOIC-Studie untersucht, ob die 2 Mal tägliche Anwendung eines handelsüblichen Asthmasprays auch den Verlauf einer milden SARS-CoV-2 günstig beeinflussen kann. An der Studie nahmen 146 Patienten teil, die im Mittel seit 3 Tagen (laut Einschlusskriterium maximal seit 7 Tagen) unter Symptomen litten.
Die Beschwerden waren in der Regel mild. Die Patienten klagten zumeist über Husten, Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und auch einen Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns. Kein Teilnehmer war jedoch so schwer erkrankt, dass eine Hospitalisierung notwendig war.
Die Patienten wurden auf 2 Gruppen randomisiert. Eine Gruppe wurde gebeten, das Asthmaspray 2 Mal täglich anzuwenden (Dosis jeweils 800 µg Budesonid). Die andere Gruppe erhielt die übliche Betreuung ohne Asthmaspray. Die Studie war demnach nicht placebokontrolliert, was die Aussagekraft einschränkt.
Primärer Endpunkt der „proof of principle“-Studie war der Besuch der Notaufnahme der Klinik mit anschließender Behandlung im Krankenhaus. Dies wurde, wie Bafadhel jetzt berichtet, in der Budesonidgruppe nur bei 1 Patienten notwendig gegenüber 10 Patienten in der Kontrollgruppe. Dies ergibt in der Per-Protokoll-Analyse einen Rückgang um fast 90 % („difference in proportions“ 0,131; 95-%-Konfidenzintervall 0,043 bis 0,218). Die Number Needed to Treat betrug 7,63. Dies deutet auf einen klinisch bedeutsamer Vorteil hin.
Auch in den sekundären Endpunkten waren Vorteile erkennbar. Die Dauer des Fiebers wurde von 7,7 auf 2,1 % in den ersten 14 Tagen gesenkt. Der Anteil der Patienten, die einen Tag oder länger unter Fieber litten, ging von 23 auf 11 % zurück. Der Anteil der Tage mit einer Sauerstoffsättigung von unter 94 % wurde von 22 auf 19 % gesenkt. Die Dauer bis zur Erholung wurde von median 8 auf 7 Tage verkürzt. Nach 14 Tagen hatten sich 82 gegenüber 72 % von der Erkrankung erholt.
Wegen der geringen Teilnehmerzahl und der fehlenden Verblindung dürfte die Behandlung derzeit nicht als evidenzbasiert angesehen werden. Der nächste Schritt könnte in einer groß angelegten randomisierten Doppelblindstudie bestehen.
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