SARS-CoV-2 erhöht Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen

London – In England war die Zahl der Früh- und Totgeburten bei Schwangeren, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, zuletzt doppelt so hoch wie bei anderen Erstgebärenden.
Eine Kohortenstudie im American Journal of Obstetrics and Gynecology (2021; DOI: 10.1016/j.ajog.2021.05.016) ermittelt zudem ein erhöhtes Risiko auf eine Präeklampsie und auf ungeplante Kaiserschnitte. Die Kinder mussten wegen der Frühgeburten häufiger im Krankenhaus behandelt werden.
Ein erhöhtes Risiko für Schwangere durch SARS-CoV-2 war früh befürchtet worden, da auch die Influenza das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko für die Mutter und damit das Kind erhöht. Während der Spanischen Grippe soll jede 2. Schwangere bei einer Infektion gestorben sein.
Auch während der H1N1-Pandemie von 2009 gehörten Schwangere zu den Hauptleidtragenden. Die Ergebnisse einer kürzlich in JAMA Pediatrics (2021; DOI: 10.1001/jamapediatrics.2021.1050) veröffentlichten Kohortenstudie ließen befürchten, dass COVID-19 hier keine Ausnahme macht.
Ein Team um Aris Papageorghiou von der Universität Oxford ermittelte bei einem Vergleich von 706 infizierten und der doppelten Anzahl von nicht infizierten Schwangeren ein erhöhtes Risiko von Präeklampsie, Frühgeburt und neonataler Morbidität.
Die jetzt von einem Team um Asma Khalil vom St. George’s Hospital in London vorgestellte Auswertung der Klinikregister bestätigt die Befürchtungen. Von 342.080 Frauen, die zwischen Juni 2020 bis Ende Januar 2021 von einem einzelnen Kind entbunden wurden, waren 3.527, also 1,03 %, mit SARS-CoV-2 infiziert. Insgesamt 30 Kinder wurden tot geboren. Die Inzidenz von 8,5/1.000 war mehr als doppelt so hoch wie bei den nicht-infizierten Schwangeren (3,4/1.000). Khalil ermittelt eine adjustierte Odds Ratio (aOR) von 2,21, die mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 1,58 bis 3,11 signifikant war.
Auch die Zahl der Frühgeburten war mit 12,1 % gegenüber 5,8 % bei den nicht-infizierten Schwangeren erhöht (aOR 2,17; 1,96 bis 2,42). Bei den mit SARS-CoV-2 infizierten Schwangeren kam es auch häufiger zu einer Präeklampsie/Eklampsie (3,9 % versus 2,5 %, aOR 1,55; 1,29 bis 1,85). Die Zahl der ungeplanten Kaiserschnitte war mit 27,6 % gegenüber 18,5 % ebenfalls erhöht (aOR 1,63; 1,51 bis 1,76).
Die Kinder mussten nach der Geburt häufiger über 3 Tage oder länger in Krankenhaus bleiben (25,8 % versus 17,0 %; aOR 1,57, 1,44 bis 1,72) oder innerhalb der ersten 6 Lebenswochen erneut hospitalisiert werden (4,3 % versus 3,1 %; aOR 1,39; 1,10 bis 1,76).
Die neonatalen Komplikationen waren allerdings vollständig auf die erhöhte Frühgeburtlichkeit zurückzuführen. Hinweise auf eine Schädigung der Neugeborenen durch das Virus fand Khalil nicht.
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