SARS-CoV-2 erstmals in Sentinelprobe nachgewiesen

Berlin – Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist in der vergangenen Woche erstmals in einer Sentinelprobe des Überwachungssystems von Patienten mit Atemwegserkrankungen gefunden worden. Das berichtete RKI-Vizepräsident Lars Schaade heute bei einer mittlerweile nahezu täglich stattfindenden Pressekonferenz des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Berlin.
Seit dem 24. Februar werden die von ausgewählten Praxen an das RKI eingesendeten Proben von Patienten mit Atemwegsinfektionen nicht mehr nur auf Influenza- und Erkältungsviren, sondern auch auf das neue Coronavirus untersucht. „Wir ziehen damit praktisch eine Stichprobe aus der Bevölkerung von Menschen mit Atemwegsinfektionen, um zu schauen, inwieweit sich das neue Virus in der Bevölkerung schon verbreitet hat“, sagte der RKI-Vizepräsident.
Weltweit gibt es bislang 124.518 Fälle von COVID-19, die Zahl der Todesfälle liegt bei 4.607 (Stand 12.03.2020; 6:00 Uhr). In Deutschland beträgt die Zahl der gemeldeten Fälle 1.567 (Stand 11.03.20, 14:00 Uhr). Drei Menschen aus Deutschland sind bisher an COVID-19 gestorben.
Schaade berichtete aber auch, dass speziell junge und gesunde Menschen das Coronavirus mitunter nicht ernst genug nähmen, da sie keiner der beiden Risikogruppen angehörten. „Es ist zwar richtig, dass ältere Menschen und Menschen mit Grunderkrankungen ganz besonders gefährdet sind. Aber auch bei jüngeren und gesunden Menschen kann es in seltenen Fällen schwere Verläufe und sogar Todesfälle geben. Das zeigen uns die Erfahrungen aus dem Ausland“, sagte Schaade.
Er wies noch einmal darauf hin, dass es sich bei dem aktuellen Ausbruch des Coronavirus um eine Situation handelt, „die wir alle ernst nehmen sollten“. Durch die Beachtung der Hygieneregeln und den Verzicht auf Kontakte schütze man nicht nur sich selbst, sondern auch andere. „Die Jüngeren sollten sich solidarisch zeigen mit den Älteren, die ein höheres Risiko haben“, betonte er.
Fast die Hälfte der Proben war positiv für Influenza
„Wir müssen aber auch die Influenza weiter im Blick haben“, mahnte Schaade. Der gestern erschienene Influenza-Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza zeige, dass in Deutschland weiterhin auch die Influenza aktiv sei.
„In 42 % der eingesendeten Proben (n = 250) in diesem Überwachungssystem von Patienten mit Atemwegserkrankungen wurden in der vergangenen Woche Influenzaviren nachgewiesen“, berichtete Schaade. Seit Oktober 2019 hätte die Influenza etwa 3,2 Millionen Arztbesuche verursacht, 145.000-mal sei das Influenzavirus in dieser Zeit labordiagnostisch bestätigt worden. „Die Zahl der seit Oktober 2019 gemeldeten Todesfälle durch Influenza liegt bei 247“, so der RKI-Vizepräsident.
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