Medizin

SARS-CoV-2: Halbe Impfung kann Übertragungsrisiko im Haushalt halbieren

  • Mittwoch, 28. April 2021
/picture alliance, empics, Jacob King
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London – In englischen Haushalten, in denen eine Person sich trotz der 1. Dosis von Tozinameran (BNT162b2) oder Vaxzevria (AZD1222) mit SARS-CoV-2 infiziert hat, kam es laut einer Studie von Public Health England zu einem deutlichen Rückgang der Infektionen unter den Mitbewohnern.

Die auf dem Server khub.net vorveröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass mit den Impfungen eine Herden­immunität erreicht werden kann.

Die Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 haben in den klinischen Studien die beste Schutzwirkung gegen schwe­re und tödlich verlaufende Erkrankungen erzielt. Die Impfstoffwirksamkeit gegen leichtere Erkran­kungen war deutlich schwächer. Ob die Impfung auch vor asymptomatischen Infektionen schützt, wurde meist nicht untersucht (da dazu viele Tests notwendig gewesen wären). Es besteht deshalb die Möglich­keit, dass geimpfte Personen sich infizieren, ohne es zu bemerken, und dann zuhause andere Personen anstecken. Dies könnte die Bekämpfung der Epidemie deutlich erschweren.

Die britische Gesundheitsbehörde Public Health England hat hierzu jetzt die bisherigen Erfahrungen in England ausgewertet, wo bereits im Dezember mit den Impfungen begonnen wurde. Anfangs wurde nur Tozinameran eingesetzt. Anfang Januar kam Vaxzevria hinzu. Bis zum 15. Februar waren bereits 15 Millionen Menschen geimpft.

Ross Harris und Mitarbeiter haben untersucht, wie häufig es in Haushalten mit einer bestätigten SARS-CoV-2-Infektion (Indexfall) zu weiteren Infektionen kommt, und dann Haushalte mit geimpften und nicht-geimpften Indexfällen verglichen.

Die Kohorte bestand aus 365.447 Haushalten mit einem Indexfall. Darunter waren 4.107 Indexfälle, die vor mehr als 21 Tagen die 1. Dosis ihrer Impfung erhalten hatten.

Von den 960.765 Mitbewohnern der nicht-geimpften Indexfälle erkrankten 96.898 (10,1 %) an COVID-19. In den Haushalten, deren Indexfall die 1. Dosis Vaxzevria erhalten hatte, erkrankten 196 von 3.424 Mitbewohnern (5,72 %). In den Familien mit einem Indexfall nach der 1. Dosis Tozinameran kam es unter 5.939 Mitbewohnern zu 371 Erkrankungen (6,25 %).

Daraus schließt Harris, dass das Ansteckungsrisiko durch Personen, die trotz der 1. Impfung an COVID-19 erkrankten, vermindert ist. In einer Fall-Kontroll-Studie, die nur Kontaktpersonen mit gleichen Risiko­faktoren gegenüberstellte, ermittelt Harris eine Odds Ratio von 0,62 (95-%-Konfidenzintervall 0,48 bis 0,79) für das Übertragungsrisiko in der Familie nach der 1. Vaxzevria-Dosis und von 0,51 (0,42 bis 0,62) für das Übertragungsrisiko in der Familie nach der 1. Tozinameran-Dosis. Ergo hat die „halbe Impfung“ das Übertragungsrisiko in der Familie um 38 bis 49 % gesenkt und damit fast halbiert.

rme

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