SARS-CoV-2-Pandemie: Psychische Belastungen, Resilienz, Risiko- und protektive Faktoren

Köln – Welche Folgen hat die SARS-CoV-2-Pandemie für die psychische Gesundheit? Dieser Frage sind Donya Gilan und Nikolaus Röthke von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz und Co-Autoren in Ausgabe 38 des Deutschen Ärzteblatts nachgegangen.
Die Forscher gehen davon aus, dass die erheblichen Anforderungen an das Gesundheitssystem und Maßnahmen wie der Lockdown der Wirtschaft, Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen sowie Quarantäneanordnungen infolge der Pandemie zu Belastungen führen, die das psychische Wohlbefinden der Menschen beeinträchtigen.
Um herauszufinden, wie sich diese Belastungen manifestieren und welche Risiko- und protektive Faktoren es gibt, werteten sie die Daten von 18 Studien, hauptsächlich aus China, zu Stress und psychischen Belastungen in der Allgemeinbevölkerung und bei Beschäftigten im Gesundheitswesen aus.
Außerdem analysierten sie die Resultate aus 3 Querschnittbefragungen der deutschen Bevölkerung zu psychischen Belastungen und Resilienz (COSMO-Studie).
In den Studien aus China und anderen nichteuropäischen Ländern ließ sich im Zusammenhang mit der Pandemie eine Steigerung von depressiven und ängstlichen Symptomen, posttraumatischen Belastungssymptomen sowie Schlafstörungen in der Allgemeinbevölkerung erkennen, wobei sich eine stärkere Ausprägung bei Beschäftigten im Gesundheitswesen zeigte.
Als Risikofaktoren für psychische Stresssymptome identifzierten die Wissenschaftler den Kontakt mit Patienten, weibliches Geschlecht, einen reduzierten Gesundheitsstatus, Sorgen um nahestehende Menschen und eine schlechte Schlafqualität.
Protektiv wirkten sich unter anderem Informationen über den Anstieg an genesenen Patienten, soziale Unterstützung und ein als gering wahrgenommenes Infektionsrisiko aus.
Die Aussagekraft der Erhebungen ist wegen der großen Varianz der Erhebungsinstrumente allerdings limitiert. Die deutsche COSMO-Studie wies – bei eingeschränkter Repräsentativität der Stichprobe – einerseits auf eine erhöhte Niedergeschlagenheit sowie auf Gefühle von Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit, andererseits auf eine unveränderte Einschätzung der eigenen Resilienz in der Bevölkerung gegenüber vor der Pandemie erhobenen Normdaten.
Psychologische Interventionen, so die Autoren, sollten insbesondere Möglichkeiten des sozialen Rückhalts und die Selbstwirksamkeit fördern. Darüber hinaus sollten mediale Angebote zur Psychoeduktion bereitgestellt werden, um die negativen Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie auf die psychische Gesundheit zu minimieren.
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