Ausland

Österreichs Regierung und Hilfswerke für Pakt gegen Einsamkeit

  • Montag, 7. September 2020
Bundeskanzler Sebastian Kurz (OeVP) /picture alliance, Herbert P. Oczeret, picturedesk.com
Bundeskanzler Sebastian Kurz (OeVP) /picture alliance, Herbert P. Oczeret, picturedesk.com

Wien – Regierung und Hilfsorganisationen in Österreich streben einen Pakt gegen Ein­samkeit an. Auf Vorschlag von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) berieten sie heute bei einem Runden Tisch gegen Alterseinsamkeit unter anderem Maßnahmen, um in der Coronapandemie ein sicheres Umfeld für Pflegeheime und Krankenhäuser zu schaffen.

Es gelte vorrangig, „das Virus zu isolieren und nicht die Menschen“, mahnte Österreichs Caritas-Präsident Michael Landau. Denn „wer den gesellschaftlichen Zusammenhalt stär­ken will, muss die Einsamkeit bekämpfen“. Er forderte einen eigenen Regierungsbeauf­trag­­ten für das Thema. Länder wie England, Deutschland oder die Niederlande hätten be­reits entsprechende politische Maßnahmen ergriffen.

Kanzler Kurz sagte, Alterseinsamkeit stelle schon jetzt eine Herausforderung für die Ge­sellschaft dar. Es gelte, ein „stärkeres Bewusstsein in unserer Gesellschaft“ für das Thema zu schaffen. Um auch während der Pandemie soziale Kontakte aufrechtzuerhalten, seien etwa bauliche Maßnahmen wie Plexiglasscheiben, Hygiene- und Besuchskonzepte sowie gezielte Testungen angezeigt.

Gesundheits- und Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) verwies auf veränderte Le­bens­strukturen in den Städten wie etwa zunehmende Mobilität, die Einsamkeit förderten. Zivildienstministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) betonte, gerade in Zeiten der Pandemie sei es wichtig, Ehrenamtliche einzusetzen sowie Nachbarschaftshilfe zu stärken.

Caritas-Angaben zufolge hatten bereits vor der Pandemie rund 372.000 Menschen in Öster­reich niemanden für persönliche Gespräche. Zudem habe sich die Zahl der Single-Haushalte in den vergangenen 30 Jahren fast verdoppelt.

„Wenn wir Menschen nun in der Krise raten, ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren, dann bedeutet das für viele, dass sie gar keine Sozialkontakte mehr haben“, warnte Landau. „Hier werden wir Antworten brauchen – etwa wenn es um die Abwägung zwischen Freiheit des Einzelnen und Schutz der Allgemeinheit geht“, forderte er mit Blick auf das viel kritisierte Besuchsverbot in Pflegeheimen.

Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser verwies auf Gesundheitsrisiken durch Einsam­keit, etwa Schwächung des Immunsystems, Depressionen, Schlaflosigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Beschleunigung von Demenz. Der Pakt gegen Einsamkeit müsse auch Schüler und Studierende sowie Arbeitslose einbeziehen. Diese hätten sich laut sta­tistischen Erhebungen während der Pandemie am häufigsten einsam gefühlt, so Moser.

kna

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