SARS-CoV-2: Subkutaner Antikörpercocktail schützt Familienmitglieder vor Infektion und Erkrankung

New York – Die Kombination der beiden monoklonalen Antikörper Casirivimab und Imdevimab, die auch in Deutschland als Infusion zur Behandlung von Patienten mit leichten bis mäßigen COVID-19-Symptomen zugelassen ist, hat in einer Phase-3-Studie die Haushaltsmitglieder von COVID-19-Patienten vor einer Infektion geschützt und bei einer asymptomatischen Infektion eine schwere Krankheit verhindert. Die Antikörper wurden in den Studien einmalig subkutan verabreicht.
Eine Behandlung mit monoklonalen Antikörpern kann – ähnlich wie eine Serumtherapie mit dem Plasma von Rekonvaleszenten – Menschen mit den Antikörpern ausstatten, die sie zur Abwehr von SARS-CoV-2 benötigen und die Zeit bis zum Einsetzen der eigenen Antikörperproduktion überbrücken. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass die Erfolgschancen dieser passiven Immunisierung umso größer sind, je früher sie durchgeführt wird.
Der US-Hersteller Regeneron hat seine Kombination REGN-CoV-2 zusammen mit dem US-National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) in einer Phase-3-Studie an Personen erprobt, die zusammen mit COVID-19-Patienten in einem Haushalt lebten und deshalb ein erhöhtes Infektions- und Erkrankungsrisiko hatten. Die Teilnehmer wurden auf 2 Gruppen randomisiert, in denen sie entweder mit REGN-CoV-2 oder mit Placebo behandelt wurden. Die Behandlung erfolgte subkutan, statt der derzeit üblichen intravenösen Gabe. Infusionen wären für eine präventive Behandlung kaum praktikabel.
Zu Beginn der Studie wurden alle Mitbewohner getestet. Bei insgesamt 1.505 fiel der Test negativ aus. Von den 753 Teilnehmern, die eine subkutane Injektion von REGN-CoV-2 erhalten hatten, infizierten sich 11 (1,5 %) mit SARS-CoV-2. In der Kontrollgruppe kam es unter 752 Teilnehmern zu 59 Infektionen (7,8 %). Der Hersteller ermittelte eine hoch-signifikante Risikoreduktion um 81 % (p<0,0001). Ab der 2. Woche stieg die Risikoreduktion auf 93 % an. Die Dauer der Symptome wurde von 3,2 Wochen in der Placebogruppe auf 1,2 Wochen in der Antikörpergruppe gesenkt. Auch die Dauer einer hohen Viruslast wurde von 1,3 auf 0,4 Wochen verkürzt.
Insgesamt 204 Patienten hatten sich vor der Behandlung bereits mit SARS-CoV-2 infiziert. In der REGN-CoV-2-Gruppe erkrankten 29 von 100 Personen (29 %) in den folgenden 19 Tagen an COVID-19. In der Placebogruppe kam es bei 104 Teilnehmern zu 44 Erkrankungen (42 %). Der Hersteller ermittelt eine Risikoreduktion um 31 %, die mit einem p-Wert von 0,0380 signifikant war.
Die meisten Erkrankungen manifestierten sich in den ersten 3 Tagen. Danach betrug die Effektivität der Behandlung 76 % (p=0,0007). Bei einer Erkrankung wurde die Dauer der Symptome um 45 % (p=0,0273) verkürzt. Von den mit dem Antikörpercocktail behandelten Infizierten musste keiner im Krankenhaus behandelt werden. In der Placebogruppe kam es zu 6 Hospitalisierungen (6 %).
Die Verträglichkeit der Behandlung war gut. Die Rate der unerwünschten Ereignisse war nicht höher als in der Placebogruppe. Einzige Nebenwirkung könnten Lokalreaktionen an der Injektionsstelle sein, die bei etwa 4 % der Teilnehmer auftraten. Die Studie dürfte zu einer Zulassung von Casirivimab und Imdevimab zur präventiven Behandlung von Haushaltsmitgliedern von an COVID-19 erkrankten Personen führen.
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