SARS-CoV-2: Wie ein Ausbruch in China durch Massentests gestoppt wurde

Qingdao/China – Chinesische Behörden haben im Oktober innerhalb von 5 Tagen 10,9 Millionen Einwohner der Hafenstadt Qingdao auf SARS-CoV-2 getestet, nachdem bei einem Taxifahrer und mehreren Hafenarbeitern eine Infektion festgestellt worden war. Nach ihrem Bericht im New England Journal of Medicine (2020; DOI: 10.1056/NEJMc2032361) konnte eine Epidemie auch ohne Einschränkungen des öffentlichen Lebens verhindert werden.
China, wo die Pandemie vor fast einem Jahr ausgebrochen ist, hat das Infektionsgeschehen derzeit offenbar unter Kontrolle. Bei importierten Fällen schrecken die Behörden nicht vor aggressiven Maßnahmen zurück. Am 10. Oktober war bei einem Taxifahrer, der wegen einer transitorischen ischämischen Attacke in einer Klinik behandelt wurde, ein Routinetest positiv ausgefallen.
Am nächsten Tag wurde auch die Ehefrau positiv getestet, die an der Klinik in Teilzeit arbeitete. Ein dritter Fall in der Klinik war ein Tuberkulosepatient, bei dem unabhängig von den anderen Fällen ebenfalls am 11. Oktober SARS-CoV-2 festgestellt wurde. Die Klinik stoppte daraufhin die Aufnahme weiterer Patienten und schloss alle Ambulanzen.
Als Quelle der Infektion wurden schließlich 2 Dockarbeiter ermittelt, die bereits am 24. September bei Routinetests durch ein positives Ergebnis aufgefallen waren und bei denen zum Ausschluss einer Lungenentzündung in der Klinik ein CT durchgeführt wurde. Sie hatten dort keinen Kontakt zu den späteren Patienten. Sie waren aber im gleichen Raum untersucht worden. Auch eine Hilfsschwester, die später positiv getestet wurde, hatte sich dort aufgehalten.
Da die Gesundheitsbehörde einen unkontrollierten Ausbruch befürchtete, der Taxifahrer könnte das Virus an seine Fahrgäste weitergegeben haben, wurde ein Massenscreening der gesamten Bevölkerung durchgeführt. An 4.090 Orten wurden Testzentren eingerichtet. Von dort wurden alle Einwohner der Umgebung kontaktiert. Nach den Angaben von Xiaowen Hu von der städtischen Gesundheitsbehörde wurden bis zum 16. Oktober nicht weniger als 10,9 Millionen Einwohner getestet.
Um Ressourcen zu sparen, wurden die Proben von 3 bis 10 Personen gemeinsam untersucht (Poolingverfahren). Im Fall eines positiven Ergebnisses würden dann die einzelnen Proben nachuntersucht. Wie Hu berichtet, wurden insgesamt 9 weitere Infektionen gefunden, die alle mit den Infektionen in der Klinik in Verbindung standen.
Die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung wurde während der Tests kaum eingeschränkt. Die Bewohner mussten allerdings einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Sie durften die öffentlichen Verkehrsmittel nur benutzen, wenn sie ein negatives Testergebnis vorweisen konnten.
Dies galt auch für Personen, die die Stadt verlassen wollten. Hu vermutet, dass die Dockarbeiter sich beim Kontakt mit Seeleuten oder durch Berührung kontaminierter Waren im Hafen infiziert haben.
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