Medizin

Schweinegrippe: Neue Art mit Pandemiepotenzial in China entdeckt

  • Dienstag, 30. Juni 2020
/picture alliance, Epa Sherwin
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Washington – In China haben Forscher eine neue Art der Schweinegrippe ent­deckt, die eine Pandemie auslösen könnte. Das Virus mit dem Namen G4 besitze „alle wesentlichen Eigenschaften, um Menschen infizieren zu können“, schrieben die Wissenschaftler mehre­rer chinesischer Universitäten und des chinesischen Zentrums für Krankheits­bekämpfung und -prävention in einem Artikel in der US-Fachzeitschrift PNAS (2020; DOI: 10.1073/pnas.1921186117).

G4 stamme vom H1N1-Virus ab, das 2009 eine Pandemie auslöste. Für die Studie nahmen Forscher zwischen 2011 bis 2018 30.000 Nasenabstriche von Schweinen in Schlachthö­fen in 10 chinesischen Provinzen. Dabei konnten 179 verschiedene Schweine­grippevi­ren isoliert werden. Die meisten davon waren von einer neuen Art, die seit 2016 vermehrt bei Schweinen auftritt.

Anschließend führten die Forscher unter anderem Experimente an Frettchen durch, auf die in Grippestudien zurückgegriffen wird, weil sie ähnliche Symptome wie Menschen auf­weisen. Dabei wurde beobachtet, dass G4 hochinfektiös ist, sich in menschlichen Zell­en vermehrt und bei den Frettchen schwerwiegendere Symptome verursacht als andere Viren.

Tests zeigten auch, dass jegliche Immunität, die Menschen durch die saisonale Grippe ge­winnen, keinen Schutz vor G4 bietet. Den Wissenschaftlern zufolge waren bereits 10,4 % der Schweinehalter infiziert. Auch 4,4 % der Bevölkerung seien dem Virus ausgesetzt gewesen, wie die Forscher durch Antikörpertests herausfanden.

Die Hauptsorge der Wissenschaftler ist, dass das Virus von Mensch zu Mensch über­tragen werden kann. Es sei besorgniserregend, dass sich das Virus an den Menschen anpasse und sich damit das Risiko einer Pandemie beim Menschen erhöht, schrieben die Forscher.

Die Studie sei „eine Erinnerung daran, dass wir ständig dem Risiko des erneuten Auftre­tens zoonotischer Krankheitserreger ausgesetzt sind und dass Nutztiere, mit denen der Mensch mehr Kontakt hat als mit Wildtieren, als Quelle für wichtige Pandemieviren die­nen können", sagte James Wood, Leiter der Abteilung für Veterinärmedizin an der Univer­sität Cambridge in Großbritannien.

afp

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