Medizin

Spuren von mRNA-Impfstoffen in Muttermilch nachgewiesen, Stillen möglich

  • Dienstag, 4. Oktober 2022
/stock.adobe.com
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New York/Berlin − Mediziner haben kurz nach der Impfung mit den mRNA-Vakzinen bei Stillenden Spuren der Impfstoffe in einigen Muttermilchproben nachgewiesen. Die Forschenden und auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) raten Stillenden jedoch weiter zu einer Impfung.

Ein Team um den Neonatologen Nazeeh Hanna vom NYU Langone Hospital in New York hatte in einer Studie 131 Muttermilchproben von 11 Stillenden analysiert, die zuvor die mRNA-Präparate entweder von Moderna oder von Biontech/Pfizer erhalten hatten. Ihre Ergebnisse wurden im JAMA Pediatrics (2022, DOI: 10.1001/jamapediatrics.2022.3581) veröffentlicht.

Die abgepumpten Proben wurden innerhalb von 1 Stunde bis zu 5 Tagen nach der Impfung gesammelt. Spu­ren der Impfstoffe fanden die Forscher in insgesamt 7 Proben von 5 Teilnehme­rinnen. Dabei war keine der positiv auf mRNA-Spuren getesteten Proben später als 45 Stunden nach der Impfung abgepumpt worden.

Möglicherweise gelangten Nanopartikel, die die mRNA enthalten, über die Blutbahn oder das Lymphsystem zu den Brustdrüsen, spekulieren die Forscher. Ob die mRNA noch aktiv war, also theoretisch zur Bildung von Proteinen führen könnte, prüfte die Arbeitsgruppe nicht. Die DGGG betont auf Anfrage, dass mRNA „nach ora­ler Aufnahme im Magen degradiert, also zersetzt“ werde und nicht die Blutbahn des Neugeborenen erreiche.

Sicherheitsbedenken leitet das Team um Hanna aus dem Nachweis nicht ab. Stillen sei auch nach einer mRNA-Impfung gegen COVID-19 sicher. Die Autoren raten aber dazu, bei Kindern im Alter bis zu 6 Monaten in den ersten 48 Stunden nach der Impfung vorsichtig mit dem Stillen zu sein, bis weitere Studiendaten zur Sicherheit vorlägen.

Die DGGG verweist darauf, dass die Impfung nicht nur die Mutter vor einem schweren Covid-19-Verlauf schützt, sondern auch beim Kind das Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion senkt. „Aus diesen Überlegungen heraus erscheint es nicht sinnvoll, die Empfehlung für die Vakzination von stillenden Müttern einzuschrän­ken“, betont die Fachgesellschaft.

dpa/aks

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