Studie: Coronadunkelziffer in Tirschenreuth 2020 bei 80 %

Tirschenreuth – Die Dunkelziffer der SARS-CoV-2-Infizierten im Landkreis Tirschenreuth lag in der 1. Jahreshälfte 2020 bei 80 % – zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Studie, die im Frühjahr 2020 im damaligen Coronahotspot Tirschenreuth gestartet worden war (medRxiv 2021; DOI: 10.1101/2021.03.29.21254343). Demnach kamen auf eine Person, bei der eine Infektion mittels Test registriert worden war, 4 Personen, die Antikörper aufwiesen und somit infiziert waren, ohne es gewusst zu haben.
Den Berechnungen nach hatten bis Juni 2020 8,6 % der Bevölkerung im Landkreis Tirschenreuth eine SARS-CoV-2-Infektion durchlaufen. Am höchsten war die Dunkelziffer mit 92 % unentdeckter Infektionen in der Altersgruppe der 14- bis 20-Jährigen. Bei den Menschen ab 85 Jahren lag sie bei 41 %.
2,5 % der Infizierten starben zwischen Februar und Juni 2020 an oder mit einer COVID-19-Erkrankung. 0,5 % der Verstorbenen waren jünger als 60 Jahre, 14 % stammten aus der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen. 45 % der Verstorbenen lebten in Senioren- und Pflegeheimen.
Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass sowohl Alter als auch Betreuungssituation Einfluss auf die Sterberate im Zusammenhang mit einer Coronainfektion hatten und die Dunkelziffer unter jüngeren Menschen besonders hoch war. Das stütze die aktuelle Teststrategie, die Jugendliche einbezieht, sowie die bevorzugte Impfung von Menschen ab 70 Jahren und von Personal in Pflege- und Heilberufen.
Per Zufallsprinzip waren für die Studie 6.600 Menschen ab 14 Jahren ausgewählt und um Teilnahme gebeten worden, 4.200 von ihnen (64 %) hätten mitgemacht, teilten die Studienleiter heute mit. In Auftrag gegeben hatte die Studie im vergangenen April das bayerische Wissenschaftsministerium, durchgeführt wird sie von Fachleuten der Universitätskliniken Regensburg und Erlangen. Die Studie läuft noch, weitere Ergebnisse sollen folgen.
Den Angaben nach war Tirschenreuth bis Herbst 2020 bei mehr als 1.500 registrierten Infektionen pro 100.000 Einwohnern der am stärksten von Corona betroffene Landkreis in Deutschland. Heute war Tirschenreuth nach Zahlen des Robert-Koch-Institutes (RKI) mit 94,4 der Landkreis mit der zweitniedrigsten Inzidenz in Bayern. Lediglich der Landkreis Miltenberg hatte mit 76,1 eine niedrigere Inzidenz.
Diskutieren Sie mit
Werden Sie Teil der Community des Deutschen Ärzteblattes und tauschen Sie sich mit unseren Autoren und anderen Lesern aus. Unser Kommentarbereich ist ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten.
Anmelden und Kommentar schreiben
Bitte beachten Sie unsere Richtlinien. Der Kommentarbereich wird von uns moderiert.
Diskutieren Sie mit: