Medizin

Weihnachtsstern und Mistelzweig: Die Weihnachtsdekoration aus toxikologischer Perspektive

  • Donnerstag, 23. Dezember 2021
/picture alliance, dpa Themendienst, Florian Schuh
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London – Einen Leitfaden zu den potenziellen Gefahren von Pflanzen, die traditionell in der Weihnachts­zeit zur Dekoration dienen, haben Toxikologen in der Weihnachtsausgabe des British Medical Journal vorgestellt (DOI: 10.1136/bmj-2021-066995). Ihr Ziel sei, „Lesern zu helfen, sich in diesem heiklen Thema zurechtzufinden“, berichten sie.

Die Arbeitsgruppe stellte zunächst eine Liste von Pflanzen zusammen, die untersucht werden sollten. Dazu sprachen sie mit Freunden und Kollegen über die Pflanzen, die sie mit Weihnachten assoziieren, durchsuchten die Gänge von Geschäften, Gartenzentren und Blumenläden und vertieften sich in Weih­nachtslieder, Filme und Geschichten. Anschließend wurde jede Pflanze mit der Datenbank des National Poisons Information Service (ToxBase) abgeglichen, und die als giftig eingestuften Pflanzen wurden weiter untersucht, um Hinweise auf eine Schädigung zu finden.

„Weihnachtsbäume – zumindest die aus biologischem Anbau – gelten glücklicherweise als unbedenklich, abgesehen von einigen Fällen von Kontaktdermatitis bei Arbeitern mit ungewöhnlich hoher Exposition“, berichten die Forscher.

Efeu sei ebenfalls eine Pflanze mit geringem Risiko, wohingegen die Stechpalme etwas vorsichtiger aufgehängt werden sollte, da ihre Beeren Saponine enthielten, die bei Verzehr größerer Mengen Magen­beschwerden, Schläfrigkeit und sogar Gleichgewichts- und Sprachstörungen verursachen könnten.

Auch die Mistel könne nicht nur Freude, sondern auch Schmerzen bereiten, da sie giftige Proteine, so genannte Viscotoxine, enthalte. Cliff Richards berühmter Weihnachtssong „Mistletoe and Wine“ sei eine besonders verhängnisvolle Kombination, warnen die Autoren.

Auch bei Weihnachtskränzen, die Bittersüß und Eibe enthalten, sei Vorsicht geboten. Bittersüß sei ein Nachtschattengewächs, dessen Beeren Solanin-Glykoalkaloide enthalten, die in hohen Mengen unange­neh­me Bauchkrämpfe verursachen könnten, während die Eibe seit langem als giftig gelte. Besiegte kelti­schen Stämme hätten diese bei der Eroberung Galliens durch Julius Cäsar als Selbstmordmethode ver­wendet, so das interdisziplinäre Team.

Zu den unbedenklichen Weihnachtsblumen für den Innenbereich gehörten Alpenveilchen, Weihnachts­kaktus und Weihnachtsstern, obwohl die Autoren raten, den Pflanzensaft von den Augen fernzuhalten, um Irritationen zu vermeiden.

Sogar das Weihnachtsessen kann laut den Forschern einige schädliche Pflanzenarten enthalten – „wenn auch vielleicht nicht so schädlich wie die Menge an Kalorien und Alkohol, die konsumiert werden könnten“, so die Autoren.

Kartoffeln zum Beispiel seien ein Nachtschattengewächs, obwohl die Knolle nur geringste Konzentratio­nen an Solaninen enthalte und daher wahrscheinlich keine schädlichen Auswirkungen habe.

Gebutterte Pastinaken sollen laut der Gruppe unbedenklich sein, solange man sich ihrer Identität sicher sei. Aber Obacht: Giftiger Wasserschierling wurde laut den Wissenschaftlern von Sammlern mit Pastina­ken verwechselt, was zu Krampfanfällen und Nierenversagen führte.

„Rosenkohl scheint leider nicht giftig zu sein“, stellen die Autoren fest. „Es sieht so aus, als müssten Sie ihn ertragen“.

hil

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