Weitere Human-Challenge-Studie: Gezielte Wiederansteckung mit SARS-CoV-2

Oxford – Um die Reaktion des Immunsystems zu erforschen, wollen britische Wissenschaftler junge Menschen mit überstandener Coronainfektion dem Virus SARS-CoV-2 gezielt erneut aussetzen.
Ziel ist herauszufinden, welche Virusmenge für eine erneute Infektion erforderlich ist, wie das Immunsystem reagiert und was dies für die Entwicklung einer Immunität gegen den Erreger bedeutet. Bereits seit März läuft in London eine ähnliche Studie, bei der Freiwillige dem Virus gezielt ausgesetzt werden.
Die Analysen sollen nach Regierungsangaben dazu beitragen, die Entwicklung von Coronaimpfstoffen und -Medikamenten zu verbessern und zu beschleunigen. Die neue sogenannte Human-Challenge-Studie soll noch in diesem Monat beginnen.
Die Teilnehmer werden in einer „sicheren und überwachten Umgebung“ dem Virus ausgesetzt und von einem Expertenteam begleitet. Gesucht werden junge, gesunde Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, die schon einmal mit SARS-CoV-2 infiziert waren, wie die gemeinnützige Stiftung Wellcome Trust und die Universität Oxford mitteilten.
Human-Challenge-Studien seien eine wichtige Hilfe für Wissenschaftler, sagte die Impfexpertin Helen McShane von der Universität Oxford. Die erneute Infektion lasse Rückschlüsse darauf zu, wie das Immunsystem auf die erste Coronainfektion reagierte und wie es zur erneuten Ansteckung kommt.
Dies könne etwa bei der Einschätzung helfen, wie gut Menschen nach überstandener SARS-CoV-2-Infektion gegen eine erneute Ansteckung geschützt sind. Als Aufwandsentschädigung erhalten die Probanden je knapp 5.000 Pfund (rund 5.770 Euro).
Kritiker weisen darauf hin, dass sich bei COVID-19 Langzeitschäden selbst bei jungen, gesunden Menschen nicht ausschließen lassen. Menschen würden mit dieser Art von Studien vorsätzlich in Gefahr gebracht, obwohl es Alternativen gebe.
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