Medizin

Weniger stationäre Fälle, höheres Mortalitätsrisiko durch SARS-CoV-2-­Infektionen

  • Montag, 19. September 2022
/picture alliance, Bodo Schackow
/picture alliance, Bodo Schackow

Berlin – Im vergangenen Jahr, dem 2. Jahr der Coronapandemie, haben deutsche Krankenhäu­ser im Ver­gleich zum Zeitraum 2016 bis 2019 weniger stationäre Fälle (Inzidenzrate: 0,80) aufge­nom­men. Auch die ab­solute Zahl stationärer Todesfälle war mit einer Inzidenzrate von 0,89 insgesamt niedriger.

Dies zeigt ein aktueller Beitrag im Deutschen Ärzteblatt (online first; Dtsch Arztebl 2022; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0311), in dem die Daten zu rund 6 Millio­nen vollstationären Fällen in 87 Krankenhäusern der Helios-Gruppe analysiert werden. Das sind rund 6 % der in Deutschland insgesamt versorgten Fälle.

Nur zum ICD-10-Kapitel „respiratorische Erkrankungen“ ließ sich für die untersuchten Krankenhäuser eine statistisch signifikant erhöhte absolute Zahl an Todesfällen feststellen. Bei Ausschluss aller Fälle mit SARS-CoV-2-Infektion ergab sich für 2021 gegenüber dem Vergleichszeitraum eine niedrigere Zahl an Todesfällen für alle ICD-10-Kapitel.

Allerdings zeigte sich das relative Sterblichkeitsrisiko in der Gesamtkohorte für 2021 nach Adjustierung für Alter, Geschlecht und Nebenerkrankungen mit einer Inzidenz­rate von 1,16 gegenüber dem Vergleichszeitraum erhöht.

Dazu trug insbesondere die Verdoppelung des Sterblichkeitsrisikos bei den Erkrankun­gen der Atmungsorgane bei. Werden SARS-CoV-2-Infektionen in die Adjustierung einbezogen, ist kein relevanter Unterschied mehr bei der relativen Mortalität gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016-2019 zu verzeichnen.

Was den Rückgang der absoluten Fallzahlen und Todesfälle bewirkt habe, müsse noch eingehender untersucht werden, schreiben die Autoren.

Da sich in Deutschland auf Bevölkerungsebene eine Übersterblichkeit für 2021 verglichen mit vorherigen Jahren nachweisen ließ, spricht ihrer Ansicht nach vieles dafür, dass es eine Verlagerung von Todesfällen in den ambulanten Sektor beziehungs­weise ins häusliche Umfeld gegeben habe.

Der bewusste Verzicht auf die stationäre Therapie elektiver oder weniger schwer erkrankter Patienten könnte ein Grund für die Reduktion der Fallzahlen insgesamt gewesen sein.

tg

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